Neben Künstler*innen wie Renee Rapp und Girl In Red ist King Princess in den letzten Jahren zu einer der bedeutendsten Stimmen für sapphische Menschen – also nicht-heterosexuelle Frauen und nicht-binäre Personen, die Frauen lieben – avanciert. „Girl Violence“ ist das dritte Album dieser Heldenreise und verspricht noch mehr Hype.
Den hat King Princess, bürgerlich Mikaela Mullaney Straus und seit 2018 als nich-tbinär geoutet, schon lange: „1950“ aus 2018 verzeichnet bei Spotify über 500.000.000 Streams, sie war Teil des „Arcane“-Soundtracks und veröffentlicht über das Label von Mark Ronson. Aber wie klingt das?
King Princess ist sexuell sehr explizit (siehe schon „Pussy Is God“ von 2018), versprüht aber auch gleichzeitig Lässigkeit, Hingabe und etwas Bombast. Für die Personen aus der sapphischen Community, die sich weder in der extremen Lässigkeit einer Marie Ulven (Girl In Red) noch in der lasziven Bühnenpräsenz von Renee Rapp widerfinden und denen die Exzentrik von Chappell Roan doch zu weit von der eigenen Lebensrealität ist – für genau die bietet King Princess eine spannende Mischung.
„Girl Violence“ ist voll mit diesen Momenten. Kreisend um das Thema von ‚Weiblicher Gewalt‘ – im Sinne von Herzschmerz – baut sich das Album in vielen Schichten auf.
„Jamie“ lässt die Synthies schon mal zu einer unterschwelligen Grandezza auflaufen, „Origin“ ist der verträumteste Song der Platte und hat verhexte Schwingungen, „Cry Cry Cry“ ist eine Hommage an widerspenstigen Y2K-Pop-Rock von Miley Cyrus & Co.
Aber King Princess kann auch anders – etwa in „Girls“, das mit klassischen Pop-Instrumenten in barocker Theatralik vor Herzensbrecherinnen auf die Knie geht. Mit „Covers“ und „Alone Again“ thematisiert die Platte die kürzliche Trennung der Musikerin auf eine sehr offenherzige Art und Weise.
„Girl Violence“ ist damit zwar sehr abwechslungsreich in Songstruktur und -aufbau, aber doch gleichmäßig genug, um im Hörfluss nicht groß zu stören. Es sind Melodien, in denen man sich gerne wiederfindet, ohne dass sie gleich in Stadiongröße aufgebauscht werden.
Für die Indie-Pop-Sapphics ist das eine weitere großartige Platte. Und mit „RIP KP“ gibt es eine aufgeladene, offene und hingebungsvolle Hymne für die Bubble gleich on top. Schön!