Website-Icon MusikBlog

Ich wollte nicht der sein, der alles kaputt macht – PICTURES im Interview

Pictures-Frontmann Maze Exler weiß, wie der Rock’n’Roll-Hase läuft. Der gebürtige Bad Bentheimer stand schon Mitte der Neunziger mit der Band Jonas im nationalen Rock-Rampenlicht. Zwischen 2001 und 2006 ging es für den Sänger sogar noch ein paar Etagen höher. Mit der Punk-meets-Grunge-Combo Union Youth ging es gar bis nach Amerika. Alles war am Start: Schulterklopfer, Groupies, Drogen. Und mittendrin war Maze der König.

Irgendwann geriet der Motor jedoch ins Stocken. Zu viele Shows, zu große Erwartungen, zu viel Heroin: Die vereinigte Jugend war am Boden. Zehn Jahre später wagt Maze nun einen Neuanfang. Mit an Bord: Alte und neue musikalische Weggefährten und  „umarmender Songwriter-Rock – getränkt in blood, sweat and tears“. Mit seiner neuen Band Pictures will es Maze noch einmal wissen. Morgen erscheint das Debütalbum „Promise„. Wir trafen das Pictures-Aushängeschild in Berlin zum Interview und sprachen über das Leben, die Beatles und Heroin.

MusikBlog: Maze, auf dem Cover eures Debütalbums „Promise“ steht ein Junge auf einem Sprungturm und blickt etwas verunsichert in die Tiefe. Der „Junge“ könntest auch du sein, oder?

Maze Exler: Ja, der Junge könnte auch ich sein. Er könnte aber auch jeder andere sein. Du standest sicherlich auch schon einmal vor einer wichtigen Entscheidung, oder? (lacht)

MusikBlog: Täglich.

Maze Exler: Und genau darum geht es – um das Auseinandersetzen mit dem Leben. Und das Leben fordert einen nicht nur einmal heraus. Es zerrt ständig, präsentiert täglich Neues und will, dass zwischen schwarz und weiß entschieden wird. So läuft’s nun mal. Ich habe mich in meinem Dasein schon oft wie dieser Junge gefühlt. Soll ich springen? Soll ich neue Wege gehen? Oder trete ich lieber zurück? Was ist? Was kommt? Was bleibt? Das Leben steckt voller Fragen. Die richtigen Antworten zu finden ist der Schlüssel.

MusikBlog: Welche Antworten haben Pictures parat?

Maze Exler: Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Für uns als Band bringt das große Pictures-Ganze Licht ins Dunkel. Mit unserer Musik und unseren Texten schlagen wir eine Brücke zwischen Licht und Schatten. In erster Linie geht es uns dabei um positive Energie. Die kann man aber nur richtig bündeln, wenn man sich auch zeitgleich der negativen Strömungen im Leben stellt. Das eine bedingt das andere.

MusikBlog: Auf eurer Reise ins Licht werdet ihr begleitet von Klängen, die an Bands wie die Beatles, Oasis und Jet erinnern. Bewusste Reminiszenzen?

Maze Exler: Ich bin mit den Pilzköpfen aufgewachsen. Für mich persönlich gibt es keine wichtigere Band. Wenn man heute das Radio einschaltet, hört man Hooks und Harmonien, die man allesamt schon von Beatles-Alben kennt. Da sitzt der Ursprung. Da kann man sich auch gar nicht gegen wehren. Insofern: Ja, die Beatles waren ständig an unserer Seite. Schlussendlich geht es nur darum, was man dem bereits Vorhandenen noch hinzufügen kann, damit es am Ende trotz aller Vergleiche authentisch und ehrlich klingt. Und ich denke, dass wir das super hinbekommen haben.

MusikBlog: Apropos super hinbekommen: Wer dich kennt, der weiß, dass die Tatsache, dass du heute hier sitzt, keine Selbstverständlichkeit ist. Noch vor kurzem standest du am Abgrund. Stichwort: Heroinsucht. Du bist jetzt seit eineinhalb Jahren clean. Pictures sei Dank?

Maze Exler: Die Band hat während meines persönlichen Reinigungsprozesses natürlich eine unheimlich wichtige Rolle gespielt. Keine Ahnung, ob ich ohne die Jungs und die Musik heute hier sitzen würde.

MusikBlog: Ich habe irgendwo gelesen, dass du lange versucht hast, deine Sucht vor den anderen geheim zu halten. Stimmt das?

Maze Exler: Ich wollte nicht der sein, der alles kaputt macht. Dadurch, dass wir uns aufgrund unserer wohnlichen Situation nicht jeden Tag sehen, erschien es mir zunächst am einfachsten, den Deckel drauf zu machen. Das funktioniert aber natürlich nicht. Neben dem Album haben wir ja auch noch einen Dokumentarfilm über uns drehen lassen. Während dieser Zeit ist es dann irgendwie aufgeflogen. Und dann steht man halt vor der Frage: Ziehen wir das jetzt trotzdem weiter durch? Oder machen wir hier und jetzt einen Schnitt? Wir haben uns glücklicherweise für Ersteres entschieden. Man kann sich nicht als authentische und ehrliche Band präsentieren, wenn man ein so wichtiges Kapitel einfach so unter den Teppich kehrt.

MusikBlog: Wie fühlst du dich jetzt im Hier und Heute?

Maze Exler: Ich bin vor allem dankbar, dass ich diesen Teufelskreis durchbrochen habe. Ich habe in meinem ganzen Leben immer mit Musikern zu tun gehabt. Musik war überall. Und wo Musik ist, da sind Drogen nun mal nicht weit entfernt. Ich war irgendwann an einem Punkt, an dem es nicht mehr weiter ging. Heroin war meine Medizin. Ohne Heroin konnte ich nicht schlafen. Wenn man in so einer ohnmächtigen Situation etwas hat, das einem dabei hilft, über die Runden zu kommen, dann nimmt man es mit Kusshand. Natürlich ist das nur eine Illusion. Man macht es ja eigentlich nur noch schlimmer. Aber das erkennt man nicht. Man schließt nur die Augen und ist dankbar, dass man irgendwie zur Ruhe kommt.

MusikBlog:  Der Dokumentarfilm trägt den Titel „Die Könige Der Welt“. Was geht in dir vor, wenn du daran denkst, dass demnächst alle um dich herum Bescheid wissen werden?

Maze Exler: Ich fühle mich gut damit. Ich will mich nicht länger verstecken. Das führt zu nichts. Die Leute sollen wissen, wer Maze Exler ist, warum, wieso und weshalb die Dinge so gelaufen sind und was es bedeutet, Teil einer Band wie Pictures zu sein.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

Die mobile Version verlassen