Hayley Williams (Paramore) hat vorgestern 17 (!) neue Singles, darunter „True Believer“, „Glum“, „Blood Bros“ und „Mirtazapine“ veröffentlicht. Die Songs wurden nicht im Rahmen eines Albums veröffentlicht, sondern einzeln über Williams’ neues Label Post Atlantic.
Das neue Material zeigt Hayley Williams in gewohnt experimentierfreudiger Manier, die sich stilistisch quer durch verschiedene Genres bewegt – von Pop über Indie-Rock bis hin zu Folk und Alternative.
Die 17 Songs tragen teilweise bezeichnende Titel wie „Kill Me“ oder „Negative Self Talk“, wobei besonders „Discovery Channel“ heraus sticht: Hier bedient sich die Paramore-Frontfrau bei Bloodhound Gangs 1999er Hit „The Bad Touch“ – eine durchaus gewagt-nostalgische Referenz, die zeigt, dass Williams auch vor schrägeren Referenzen nicht zurückschreckt.
Wer hätte gedacht, dass der Weg zu neuer Musik über Haarfarbe führt? Ursprünglich waren die Tracks nur für Käufer*innen der neuen „Ego“-Haarfarbe aus Williams‘ Firma Good Dye Young zugänglich – Marketing mal anders. Inzwischen hat sie die Songs über ihr neues Label allgemein verfügbar gemacht.
„Mirtazapine“ feierte bereits sein Radiodebüt auf dem Nashviller Sender WNXP und wurde überraschend während Bleachers‘ Set beim Newport Folk Festival live präsentiert, als Williams spontan auf der Bühne erschien.
Die Songs entstanden komplett in Eigenregie: Hayley Williams schrieb, performte und nahm alles selbst auf, produziert wurden sie von Daniel James mit zusätzlichen Beiträgen von Brian Robert Jones und Joey Howard. Jim-E Stack half bei „True Believer“ mit.
Parallel dazu hat Williams ihre Website überarbeitet und einen mysteriösen „Misc.“-Ordner eingerichtet, der neben einem T-Shirt-Design („Hayley Williams Is My Favorite Band“) auch handgeschriebene Liedtexte in einem Malbuch und sogar eine Sprachnachricht eines Kindes enthält.
Nach ihrem Solodebüt „Petals For Armor“ (2020) und „Flowers For Vases / Descansos“ (2021) – zu letzterem hieß es im MusikBlog-Review treffend: „Williams lässt in ihren Songs sehr wohl die Sorgen klingen, vergisst aber nicht, sie ihrer Arroganz zu berauben und am Ende so stehen zu lassen, dass sie selten der Mühe wert scheinen“ – sowie Paramores letztem Studioalbum „This Is Why“ (2023) zeigt sich Hayley Williams erneut als unberechenbarer kreativer Geist, der auch abseits etablierter Albumstrukturen überrascht.
Die 17 neuen Tracks zeigen, dass Williams keine Schubladen kennt und sich auch ohne großes Label-Tamtam Gehör verschaffen kann. Ob diese musikalischen Momentaufnahmen ein Vorgeschmack auf größere Projekte sind oder einfach nur spontane kreative Ergüsse – bei Hayley Williams weiß man nie, was als nächstes kommt.