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Ist da draußen noch irgendwo Liebe? – Chvrches im Interview

Mit ihrem dritten Studioalbum “Love Is Dead” im Gepäck nehmen Chvrches die nächste Entwicklungsstufe. Der Sound der drei Schotten präsentiert sich im Frühsommer 2018 wesentlich poppiger als noch zu “Every Open Eye“- und “The Bones Of What You Believe“-Zeiten. Die Ecken und Kanten kommen diesmal primär aus der Gesangskabine. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen nimmt sich Sängerin Lauren Mayberry diverse “Problematiken” zur Brust und trifft dabei nicht selten zielsicher genau ins Schwarze. Wir trafen uns in Berlin mit Chvrches Multiinstrumentalist Iain Cook zum Interview und sprachen über den Kampf zwischen Licht und Schatten, inspirierende Hilfe von außen und den Schlüssel zum großen Glück.

MusikBlog: Iain, euer neues Album trägt den Titel “Love Is Dead”. Ist es mittlerweile wirklich so schlecht um die größte Kraft des Lebens bestellt?

Iain Cook: Der Albumtitel ist weniger als Statement gemeint. Für uns geht es eher um die Fragen: Wie geht es mit der Liebe weiter? Ist da draußen noch irgendwo Liebe? Und wenn ja, wie können wir sie wieder stärken, damit die Welt ein besserer Ort wird? Man muss nicht täglich die Nachrichten gucken, um festzustellen, dass gerade so ziemlich alles den Bach runtergeht. Das globale Schwinden von Empathie ist allgegenwärtig. Das ist natürlich ein Thema, das auch uns beschäftigt.

MusikBlog: Wenn man sich die neuen Texte anhört, keimt zwischendurch aber auch immer wieder Hoffnung auf.

Iain Cook: Auf jeden Fall. Wir wollten keine düstere Platte machen, die das Dunkle auf der Welt noch dunkler erscheinen lässt. Wir wollten den ganzen Problemen, mit denen wir uns beschäftigen auch etwas Licht zur Seite stellen. Ich meine, gerade in der letzten Zeit bäumt sich überall viel Widerstand auf. Das macht uns natürlich zuversichtlich, dass doch noch nicht alles am Ende ist. Diese Dualität zwischen Licht und Schatten war ein wichtiger Konzeptpunkt, als es um die Texte ging.

MusikBlog: Musikalisch geht ihr diesmal etwas poppiger zu Werke. Zudem habt ihr erstmals Leute von außen mit in die Produktion eingebunden. Die Texte haben wir gerade schon angesprochen. Ziemlich viele Veränderungen auf einen Schlag, findest du nicht?

Iain Cook: Ja, schon. Aber all diese Veränderungen sind natürlich gewachsen. Nach dem letzten Album waren wir einfach an einem Punkt angelangt, der uns genau diese Vision vor Augen führte. Wir wollten mit dem neuen Album ein Zeichen setzen. Wir wollten uns und die Band klar und deutlich positionieren. Wir wollten genauso klingen, wie wir uns das schon immer vorgestellt haben. So sind wir an die Produktion rangegangen. Und ich denke, genau das haben wir letztlich auch erreicht.

MusikBlog: War es schwer, neue Ansichten mit in die Runde zu werfen?

Iain Cook: Nein, nicht wirklich. Sicher, zu Beginn eines solchen Prozesses macht man sich natürlich seine Gedanken. Man weiß ja, warum man in der Vergangenheit alles alleine bewerkstelligt hat. Da ist dann dieses natürliche Gefühl, etwas beschützen zu müssen. Dave Stewart, Steve Mac und Greg Kurstin sind ja aber keine Greenhorns. Das sind Künstler, die einen klaren Weg verfolgen und das große Ganze mit jeder Faser ihres Körpers leben. Es war unheimlich inspirierend, mit diesen Leuten zu arbeiten.

MusikBlog: Wer ist euch denn am meisten ans Herz gewachsen?

Iain Cook: Oh, sie haben alle einen tollen Job gemacht. Mit Greg war es natürlich am intensivsten, da er acht der zwölf Albumtracks co-produziert hat. Greg war auch nicht nur der Co-Produzent. Wir hatten eher das Gefühl, ein viertes Band-Mitglied in unseren Reihen zu haben.

MusikBlog: Könntet ihr euch denn vorstellen, auch in Zukunft mit anderen Künstlern und Produzenten enger zusammen zu arbeiten?

Iain Cook: Grundsätzlich schon. Man muss natürlich immer schauen, dass es passt. Mit Greg, Steve und Dave hat es wunderbar geklappt. Das war auf jeden Fall schon mal ein wichtiger Schritt für uns, der uns in unserer Entwicklung weitergebracht hat.

MusikBlog: Was könnte diesbezüglich noch für weiteren Antrieb sorgen?

Iain Cook: Die meisten Entwicklungsschritte macht man irgendwie automatisch. Das ist irgendwie alles wie ein riesengroßes Puzzle, bei dem man einfach nur willig und aufmerksam nach neuen Teilen suchen muss. Diese Teile findet man als Band dann meist irgendwo im Studio, auf den Bühnen oder während inspirierenden Gesprächen mit Fans und Kollegen. Man muss einfach nur offen sein. Ich denke, dass das der Schlüssel ist.

MusikBlog: Schön, dass ihr einen habt.

Iain Cook: Einen Schlüssel?

MusikBlog: Ja.

Iain Cook: (lacht) Ja, das ist schon ein tolles Gefühl.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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