Leron Thomas alias Pan Amsterdam ist ein musikalischer Tausendsassa, der sich irgendwo zwischen Jazztrompete, Studioregler und Mikrofon wohlfühlt. Der New Yorker galt bisher eher in den Genregrenzen verschiebenden Szenen als Tipp, bis er 2024 durch seine Kollaboration mit Metronomy auch Aufmerksamkeit im Mainstream erlangte.
Wer erinnert sich nicht an den coolen Breakbeat von „Nice Town“, auf dem Leron Thomas mit nonchalantem Spoken-Word-Messaging und der Stimme eines testosteron-triefenden Soulsängers den Refrain zum urbanen Großstadtkopfnicker machte.
Dieses „Nice Town“ findet sich auch auf seinem fünften Album „Confines“ wieder, das er unter dem Künstlernamen Pan Amsterdam veröffentlicht (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Kunst- und Antiquitätenmesse).
Zwar wird hier aus „Nice Town“ ein „NYC Town“ und aus einem breakbeat-bestimmten Banger eine akustikgitarren-bestimmte Singer/Songwriter-Nummer – die urbane, Träume zerschmetternde, „Kleinstadt“-Geschichte aber bleibt erhalten.
Leron Thomas ist ein Storyteller, im Sinne eines Rapmusikers. Er beobachtet, kommentiert und urteilt ebenso, wie er Emotionen verarbeitet.
„my life is sweet as magazines and anything you want to be – click to subscribe“ hallt als Social-Media-Urteil über die scheppernden Beats von „Day Out“, widerhallt im coolen „Evening Drive“. Ein Hauch von Rauch aus den Jazzclubs seiner Heimatstadt schwallt auf den Bürgersteig, wenn Pan Amsterdam urteilsverkündend auf einem roten Synthesizerteppich der Coolness stolziert.
„White Ninja“ ist die Creme de la Creme aus Hip-Hop-Beat und einem Wortflow, der sich auf die japanische Ninjakultur im Großstadtleben konzentriert, dem Ganzen aber leider nach eineinhalb Minuten schon das Katana wegnimmt.
Ähnlich kurz, mit düsterer Soundkulisse trollt sich „Venus Fly Trap“ durch die Rotlichtszene und hormonellen Ausnahmezustände, bevor „Plusone“ vollends im Jazzkeller der eigenen Geheimniskrämerei verschwindet. Im Downtempo suhlend, gibt sich Pan Amsterdam hier als Pokerspieler des eigenen Wortschatzes mit Sätzen wie „I got Seoul like Korea“ und einem hintersinnigen, scharfzüngigen Humor, der dank trompetendem Einsatz weit ins Gehör drillt.
Dem Jazz treu bleibt „Meeshy J“. Mit weicher Soulstimme bezirzt Leron Thomas die Angebetete und breitet die Bettlaken des Smooth Jazz über seine Fantasien.
Bettlaken, die er wenig später zur „Fashion Week“ verlässt, das im Herzschlag pulsiert und seine Wortakrobatik zur Grenzerkundung animieren lässt. Die Wortwahl ist hart und doch gerecht. Pan Amsterdam erinnert an die Underground Hip-Hop-Heads von Spank Rock, wenn er die Mumble Rapper mit ihren eigenen Waffen exekutiert, Fake Jamaikaner bloßstellt und wenig später zum gesellschaftskritischen Rundumschlag ausholt.
„Pai Mei“ verzieht sich in die Bathöhle des Leron Thomas, den Jazzkeller. Da fühlt er sich wohl, im Digable-Planets-Stil triumphiert er cool rappend über sanft fließende Beats und den geltungsbedürftigen Trompetenspieler.
Thomas lässt den Synthesizer bei „Sure“ nervös wuseln, während er seine Soulmaske aufsetzt, um Honig übers Mikrofon zu schmieren, verträumt entrückt dem Trompeter ein paar Dollars zusteckt und letztendlich doch der Erkenntnis verfällt, dass die Angebetete außerhalb seiner „Range“ ist.
Pan Amsterdam bleibt dem Downtempo verfallen. „Children Of Bear Creek“ wandelt sich vom düster-sphärischen Synthiewerk über schlafwandelnden Indie-Gitarren-Pop hin zum sympathischen, dynamischen Jazz-Pop-Wunderwerk „Confines“.
Stur auf seine Spoken Words konzentriert, entzieht sich nur Thomas selbst der musikalischen Offenbarung, mit dem er sein fünftes Album beschließt.
„Confines“ ist vielseitig. Düster und hart im Urteil, aber auch verträumt und verspielt in seiner klanglichen Auseinandersetzung mit den Themen Jazz und Pop. Letztendlich ist Leron Thomas wohl niemand Geringeres als der Batman der Musikszene, der aus seiner Jazzkellerhöhle in seinem musikalischen Batmobil aus Jazz und Synthies die urbane Gangsterszene mit seinen Worten verurteilt.