Die Queens Of The Stone Age sind nicht tot. Sie sind nicht mal müde. Und das war mitnichten eine ausgemachte Sache. Schließlich musste die Band ein Jahr zuvor noch die Europa Tour absagen, weil sich ihr Frontmann Josh Homme einer Not-OP unterziehen musste. Es war nicht das erste Mal, dass der Hüne dem Tod von der Schippe sprang, als manche schon dachten: Das war’s! ‚It’s over‘.

Doch stattdessen scheint die Stone-Rock-Ikone Homme zwar nicht zwingend neugeboren, aber dafür widerstandsfähiger als je zuvor. Robust und kantig rollt er mit seiner Dampfwalze von Band über die Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Man denkt unmerklich und doch instinktiv an Ozzy Osbourne, der hinter seiner Sonnenbrille wahrscheinlich lächelt, wenn er hier von oben zuschaut.

Ob schon bei “Sick Sick Sick“ und „Burn The Witch“ der entfesselte Funken überspringt, der nur noch taumeln lässt. Oder erst bei „I Sat By The Ocean”, weil zuvor nur regungsloses Staunen vor der tieftönenden Rohheit eines Gitarrenkonzerts möglich schien, das bleibt so offen, wie die Slidegitarren von Troy Van Leeuwen, der in ausgewählten Momenten seine Silbersträhne in die eckigen Takte hineinschüttelt, als könnte sie nie wieder Farbe verlieren.

Als Sidekick von Josh Homme widmet er „In The Fade“ seinem verstorbenen Kumpanen Mark Lanegan und hämmert kurz darauf einen Hit wie „Go With The Flow“ so getackert und getapet ins Ziel, dass Ozzy das zweite Mal lächeln muss.

Womöglich hatte er zuvor auch seinen Spaß am krawalligen Rap-Rock des Supportacts So Good. Die All-Female-Gruppe mit drei MCs und drei Musikerinnen lässt schließlich nie die punkige Note außer Acht. Sie gehen vielmehr mit veritablen politischen Ansagen und stacheligen Songs in die Offensive. Gestatten: „I rewrote the fucking bibel“ – noch so eine blasphemische Parallele zum ‚Prince Of Darkness.‘

Ganz anders Josh Homme. Gewohnt wortkarg, aber darin bestimmt. „I‘m not gonna say too much. I‘m a little stoned. I just dance around, if it’s okay.“  Verkündet es, und bleibt dabei.

Er steckt sich vor dem Gitarrensolo von „Make It Wit Chu“ eine Kippe in den Mund, vielleicht auch einen Joint. Nicht, dass es einen Unterschied machen würde, so tight wie alle zusammenspielen unter der brachialen Kesseldiktatur von Schlagzeuger Jon Theodore. Alles wirkt perfekt eingegroovet, aber nie steril. Als würden sie sich im Schlaf verständigen.

Wo in einer Arena im schlimmsten Fall ein eher zu lauter Soundbrei zu erwarten war, rundet das überraschend differenzierte Sounddesign die Songs mit ordentlich Wucht ab. Ein Höhepunkt ist deshalb lange Zeit nur schwer auszumachen und doch geht es nach „Make It Wit Chu“ Schlag auf Schlag in diese Richtung:

Zunächst folgt das mit erhöhtem Tempo gespielte „Little Sister“, dann das als neuer Song angekündigte „No One Knows“. So sauber wie Homme Gitarre spielt, ist diese Falschaussage auch eher schwacher Gag als eine Marihuana bedingte Lücke im Gedächtnis.

Die Lücken bestehen vielmehr darin, dass Songs vom Kaliber „First It Giveth“ oder „Feel Good Hit Of The Summer“ auf der Strecke bleiben und die Band stattdessen direkt in den Abschluss und das tatsächlich große Highlight „ A Song For The Dead“ abkürzt.

Das Stück ohrfeigt einmal so kräftig durch das komplette Publikum, dass direkt klar ist: hiernach kann keine Zugabe mehr folgen, kein überinszeniertes Finale. Es ist der letzte, alles verschlingende Sturm und Drang aus Drums und Distortion. Danach kommt nur noch Roy Orbinsons „It’s Over“ aus den Boxen. Es wirkt an dieser Stelle ganz anders als am Anfang.

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