Die australische Elektro-Künstlerin Teneil Thorssell, besser bekannt als HAAi, schart für ihr zweites Studioalbum „HUMANiSE“ eine reihe namhafter Kollaborationspartner*innen um sich und überzeugt mit einem stimmigen Gesamtkonzept.

Direkt der zwischen Bon Iver und Moderat changierende Auftakttrack „Satellite“ wird mitverantwortet von Obi Franky und Jon Hopkins – zwei Kenner ihres Fachs, die Atmosphäre größer schreiben als Beatdrops.

Die weiche Stimme von Thorssell lässt die digitalen Klangwelten dann wunderbar menscheln. Genau dieser Aufgabe hat sie sich schließlich verschrieben: Menschlichkeit im digitalen Zeitalter.

Die 12 Tracks ergründen unsere Wesenszüge in einer Welt, in der KI, digitale Manipulation und Abstraktion zunehmenden Einfluss gewinnen und kollektive Menschlichkeit dadurch in eine individuelle Einsamkeit hineinzwängen.

Der Titel „HUMANiSE“ und seine prototypische Digitaltypografie beziehen sich dabei auf eine Funktion in einem Vocals-Harmonizer („Humanize“), die versucht, Stimmen ‚menschlicher‘ klingen zu lassen. Das ist Teil der Lösung und Teil des Problems, wenn etwas Künstliches versucht, Natürlichkeit nachzuahmen.

Thorssell arbeitet bewusst mit dieser Mixtur aus echten und digitalen Stimmen und setzt dabei ganz zentral auf Layering, Chöre, ihren eigenen Gesang, und  KI-generierte Vocals – in einem delikaten Verhältnis. Dass dabei sogar Ohrwürmer entstehen, wie das mit Kam-Bu gefeaturte „Shapeshift“ macht die Sache noch besser. Tracks, die gleichermaßen nach vorne gehen und nach innen lauschen.

Tracks, die zwischen komplexen Texturen, Breakbeats, verschiedene Synthesizer-Schichten und einer dichten Produktion nie kalt wirken, sondern Wärme und Menschlichkeit transportieren. Dabei entsteht ein wunderbares Spannungsfeld zwischen elektronischer Dystopie und emotionaler Utopie und eines der spannendsten Electronica-Alben des Jahres.

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