Lana Del Rey, die eigentlich Elizabeth Grant heißt, hat nach einigem Vorab-Hype letztes Jahr nun ihr Album „Born To Die“ veröffentlicht. Dieses ist eigentlich bereits ihr zweites, das erste „Lizzy Grant a.k.a. Lana Del Rey“ wurde bereits Anfang 2010 auf 5 Point Records veröffentlicht. Dieses allerdings nur als Digital-Version auf iTunes, zu einer CD Veröffentlichung kam es nicht mehr, da sich Lana und ihr Manager entschlossen, das Album vom Markt zu nehmen und sich von 5 Point Records als Label trennten. 5 Points hatte Del Rey bereits 2007 während ihres Studiums an der Fordham University gezeichnet und im Oktober  2008 die 3-Track EP „Kill Kill“ veröffentlicht.

Mit neuer Haarfarbe (und vielleicht doch einer kosmetischen Lippenbehandlung?) und nun bei Universal und Interscope hat Lana eine komplett neue Positionierung geschaffen. Diese Suche nach dem richtigen Image, dem richtigen Namen (zwischenzeitlich nannte sie sich auch noch Lana Del Ray statt Rey) und der relevanten Musik war schon zu Lizzy Grant Zeiten typisch für sie. Das ist jedoch legitim, rechtfertigt noch lange keinen Vorwurf der Nicht-Authentizität und hat ja unter anderem auch bei Xavier Naidoo funktioniert, der sich auch erst als englischsprachiger R&B Sänger unter dem Namen Kobra in den USA versuchte (und übrigens auch seine erste dortige Platte wieder vom Markt nahm).

Fakt ist jedenfalls, dass die aus der Olympiastadt Lake Placid stammende Del Rey nun verdammt gute Musik macht. Die beim Sprechen sehr zierlich wirkende und etwas an Nicole Kidman erinnerende Lana schreibt sehr gute Songs und bringt beim Gesang eine sehr starke Stimme zur Geltung, die auch ein bisschen geheimnisvolle Sehnsucht ausstrahlt. Das passt natürlich genau in den derzeitigen „Female-Songwriter-Kontext“ um Adele, Dillon, Zola Jesus und Anna Calvi. Del Rey fügt jedoch noch eine gehörige Portion Pop hinzu und unterscheidet sich damit wohltuend von den anderen, eher ernsten Charakterdarstellerinnen.

Musikalisch schafft sie eine spartanische Lässigkeit, die gar nicht so weit von der staubigen, midwestlichen Coolness einer Giant Sand oder Calexico weg ist. Insbesondere der Opener „Born To Die“, Songs wie „Blue Jeans“ und natürlich die Hitsingle „Video Games“ sind dafür exemplarisch. Die zweite Hälfte des Albums wird dann etwas poppiger, aber auch zum Teil grooviger, was in dem weiteren Highlight „This Is What Makes Us Girls“ mündet, dem letzten Song auf der Standardversion des Albums (ich empfehle jedoch, gleich die Limited Edition mit drei Extra-Tracks zu kaufen).

Mit dieser Ernsthaftigkeit und Professionalität spielt Lana Del Rey bisher auch erfolgreich gegen eine Reduzierung auf ein Sexsymbol an, für das sie natürlich bei ihrem Aussehen und ihrer lasziven Art zu singen prädestiniert ist. Bei einigen Videos und Fotos könnte man sogar leicht augenzwinkernde Selbst-Ironie vermuten. Auf jeden Fall hat sie es mit Ihrer Art nach Umwegen nun zurecht in den Pop-Olymp geschafft und wenn sie sich weiter so anstrengt, wird sie dort noch eine ganze Weile bleiben.

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