Jamaica - VenturaWenn sich Musiker Jamaica nennen, müssen wohl sonnige Pop-Songs dabei herauskommen. Wobei das Duo aus Paris stammt, jedoch in einem Studio in Los Angeles am Ventura Boulevard aufgenommen hat. Somit war auch der Albumtitel gefunden und Antoine Hilaire und Florent Lyonnet, die mit ihrem vorigen Werk mit Daft Punk und Justice verglichen wurden, lassen die Pfade der Club- und Dance-Music erstmal hinter sich. „Ventura“ ist waschechte Pop-Musik, die ihre Wurzeln im Soft-Rock der 70er hat und sich auch nicht scheut, das kurze Schweinegitarren-Solo wieder salonfähig zu machen, nachzuhören auf „Ferris Willer“. Demzufolge bleibt auch der Hard/Glamrock-Riff nicht aus, auf „High Then Low“ ist er rhythmus-bestimmend.

Dass das Ganze dennoch richtig Spaß bereitet und nicht aus dem Rahmen fällt, ist dem Gespür für Melodie und Komposition von Jamaica zu verdanken. Selbst das balladesk-melancholische „Rushmore“ hat diese Wir-fahren-im-Cabrio-und-lassen-es-uns-gut-gehen-Mentalität. Obwohl auf „Ventura“ mit altmodischen Synthies und jaulenden E-Gitarren hantiert wird, strahlen die Titel nur so vor Modernität und Frische. Metallic lackiert, frisch toupiert und parfümiert klingt das Dutzend, das uns Jamaica auf dem Silbertablett serviert.

„Ventura“ hat klassische Mitsing-Hits zuhauf, die jedoch aus dem Einerlei des Mainstream-Radios herausstechen, denn wiederholt werden lässige Funk-Gitarren ausgepackt und die Synthies dürfen im schnittigen Tempo die Kurven nehmen. Die Singstimmen der Franzosen sind hell und strahlen ohne zu blenden, auch mit dem Gesang bleiben sie auf der Gewinnerseite. Als Rezensent ist man zwar immer kurz davor, das Ganze schlecht finden zu wollen, doch Charme und Eleganz von Jamaica sind dermaßen sonnig und zwingend, dass „Ventura“ mit dem Stempel Sommerhitalbum gut leben kann und zudem mit Popleichtigkeit ohne Seichtigkeit auskommt.

Wetten, dass diese Platte auch noch nächstes Jahr vor allem an Tagen mit strahlend blauem Himmel seine Daseinsberechtigung behält? Nicht nur das, sie wird dir immer wieder ein Grinsen ins Gesicht setzen, ein wissendes und ein peinlich berührtes vielleicht, jedoch immer ein echtes, angesichts dieser lässigen Soft-Pop-Rock-Songs.

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