Mozes And The Firstborn – Live im Magnet, Berlin

Als beim Justin Timberlake Konzert ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt die Lichter ausgehen und tausende Menschen die umliegenden Straßen bevölkern, haben die vier Holländer von Mozes And The Firstborn noch nicht einmal einen einzigen Ton von sich gegeben. Als waschechte Rock-Musiker müssen sie schließlich keine Standardzeiten einhalten und werden um Mitternacht ebenso gefeiert. Um die Party im Magnet Club aber nicht zu verpassen, ist ein wenig Ellenbogeneinsatz gefragt, damit man sich überhaupt durch die Menschenmassen schlagen kann. Ein gutes Warm-Up für die folgende Show, bei der eben jener Seitenhieb auf den unter Umständen im Weg stehenden, störenden Nachbarn fast schon als legitim galt.

Wohin nur mit aller aufgestauten, jugendlichen Energie? Mozes And The Firstborn haben da einige Wege gefunden gebührend auf den Putz zu hauen und rumpeln sich selbstbewusst durch ein energiegeladenes Set. Vor den Augen der ebenso jugendlich wirkenden Fans flitzen die einzelnen Bandmitglieder, in ihren zerschlissenen Jeans und mit ausgelatschten Sneakern, wie ungezähmte Bengel über die Bühne. Die langen Haare fliegen mit jedem schwingenden Akkord über die von der Wärme leicht geröteten Gesichter und besonders die Augen von Sänger Melle Dielesen blicken wild aufgerissen durch die Zuschauerreihen, als gelte es einen Übeltäter zur Strecke zu bringen.

Schon vor Beginn des Konzerts mutiert der “Skills! I got skills!” Schlachtruf zum beliebten Zeitvertreib für die hartgesottenen Fans. Selbst während der Show fordert die Menge gerne lauthals immer wieder den Song “I Got Skills” ein. Die Band denkt jedoch augenzwinkernd gar nicht daran diesem Wunsch augenblicklich nachzugehen und zögert diesen Rüpel eines Songs noch für ein paar weitere Lieder hinaus. Wohlgemerkt nur, um die Anwesenden erfolgreich weiterhin anzustacheln und den drohenden, provozierten Tumult leicht hinauszuzögern.

Als es kurze Zeit später endlich soweit ist, nimmt die Intensität im Raum schlagartig zu. Melle Dielesen schnappt sich das Mikro, um auf Tuchfühlung mit den Fans zu gehen, zappelt auf dem Boden knieend unruhig herum und scheint von inneren Explosionen getrieben zu sein, die ihn förmlich in eine Art Rausch versetzen. Dazu immer dieser halb-wahnsinnige, durchdringende Blick, unter dem an diesem Abend auch die eine oder andere Bierflasche zu Bruch geht. Das, was das Quartett aus dem holländischen Eindhoven da eine Stunde lang auf der Bühne fabriziert, ist höchst ansteckend und waghalsig zugleich. Kaum jemand im Publikum kann sich dem 70s entlehnten Garage-Pop entziehen, der mit so viel jugendlichem Elan in den Raum geschleudert wird.

Der Lautstärkepegel wird konstant im obersten Bereich gehalten. Ebenso wie das Gefühl eine Ladung an Hooks nach der nächsten präsentiert zu bekommen. Was Mozes And The Firstborn da an geballter Eingängigkeit, Spielfreude und Enthusiasmus auffahren, schlägt auch bei den Fans im gut besuchten Magnet Club auf helle Begeisterung. Gerne würde man sich wahlweise ein Skateboard oder Surfbrett unter die Füße schnallen und mit hohem Tempo zu diesen beschwingten Songs durch die Gegend fegen bis man voller Erschöpfung, aber glücklich zugleich, den gefühlten Rausch langsam abebben lässt.

Diese vier Energiebündel wollen dies allerdings verhindern und gestehen den Fans nur sehr wenig Atempausen dieser Art zu. Damit treffen sie genau den richtigen Nerv und werden bisweilen so bejubelt, dass ihnen ein verschmitztes Lausbuben-Grinsen über die verschwitzten Gesicher huscht. Auch die anwesenden Fans dürften den Club mit einem Hochgefühl, und dem Drang die Welt erobern zu wollen, verlassen haben. Mozes And The Firstborn ist es zweifelsohne gelungen auf positive Weise über die Zuschauer herzufallen und sich deren Zuneigung auf direktem Wege abzuholen. Mit Skills wie diesen, gar kein Problem!

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