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Trans Am – Volume X

Trans Am (Credit Liz Caruana)Stille. Über zehn Sekunden lang steht das „X“ im Titel „Volume X“ des neuen Albums von Trans Am für „0“. Ganz langsam wird der Volume-Regler nach oben gedreht. Im Radio hätte sich schon längst das Not-Band angeschaltet, als nach 30 Sekunden das Spektakel beginnt. Der erste Song „Anthropocene“ startet mit einem kraftvollen, verzerrten Gitarren-Riff und wirbelnden Trommeln, die gemächlich vor sich hinrocken. Auf meiner Fantasie-Bühne sehe ich drei fies drein blickende, bärtige Männer in schwarzen Gewändern, die mit einem verschwörerischen Gesang ein Rockkonzert eröffnen.

Falsch gedacht. Diese drei Typen sind keine Rocker. Und sie sind es doch. Jedenfalls finde ich mich schon beim zweiten Track „Reevaluations“ in einer komplett anderen Dimension. Die harten Gitarren weichen einem Synthesizer, das Schlagzeug einer Drum-Machine und die düsteren Gesänge einer Roboter-Stimme. Eine Reise ins Weltall. So wie man sich eine solche Reise Anfang der 90er-Jahre vorgestellt hat, in einem Raumschiff mit vielen bunten Blinklichtern und lustigen Aliens.

Nathan Means (Bass, Keyboard, Gesang), Philip Manley (Gitarre, Bass, Keyboard, Gesang), und Sebastian Thomson (Schlagzeug, Bass, Keyboard, Gitarre, Gesang) kommen genau aus dieser Zeit. Vor fast 25 Jahren haben sie ihre Band Trans Am in Maryland (USA) gegründet. Die drei Musiker lieben das Experimentieren mit verschiedenen Musikrichtungen, die sie gnadenlos in ihre Rührschüssel werfen und so lange durchmischen, bis aus unvereinbaren Dingen wie Metal und Elektro-Pop eine geschmeidige Handcreme wird.

In den ersten acht Jahren ihrer Geschichte stand Trans Am ausschließlich für Instrumentalmusik. Irgendwie ist das heute auch noch so. Viele der Songs auf „Volume X“ sind ohne Worte, egal ob sie tanzbar sind wie „Night Shift“, headbangbar wie „Backlash“ oder einfach nur verliebt auf einer Gitarre vor sich hinschrammelnd wie „Insufficently Breathless“. Trans Am drücken Stimmungen und Gefühle aus, nehmen die Musik so wie sie kommt und pressen sie nicht in die üblichen Formen von Pop, Elektro, Rock und Metal.

Ein strukturiertes Songwriting oder überhaupt so etwas wie einen Song findet man daher nur schwer auf „Volume X“. „I’ll Never“ ist eines der wenigen Stücke, in dem eine klassische Strophen-Refrain-Abfolge hinter dem spacigen Synthie-Sound erkennbar ist. Ansonsten funktionieren die Gesangsstimmen bei Trans Am so wie alle anderen Instrumente auch. Sie spielen ihre kleine Rolle in den Launen einer Band, die einfach alles fließen lässt.

Fazit: In einer Zeit, in der das kombinieren von Rock, Elektro und Hip-Hop zum Mainstream geworden ist, wirkt die Experimentierfreudigkeit von Trans Am ein bisschen altmodisch. Aber nach 25 Jahren darf das auch so sein. Means, Manley und Thomson liefern knapp 40 Minuten Musik aus liebevoller Handarbeit. „Volume X“ ist zwar experimentell, aber nicht sonderlich sperrig und dadurch gut durchhörbar.

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