Braucht die Welt eine weitere Classic-Blues-Riff-Rock-Band? Ist es nicht genug, dass The White Stripes das Zeitliche gesegnet haben, die Black Keys und Kings Of Leon längst dem Stadion-Rock frönen? Was das alles mit Kill It Kid aus dem englischen Bath zu tun hat?
Der Reihe nach, das britische Quartett ist seit 2008 aktiv und veröffentlichte seine ersten beiden Alben auf dem Label One Little Indian, das Debüt „Kill It Kid“ erschien 2009 und der Nachfolger „Feet Fall Heavy“ 2011. Nun sind sie bei Warner Music gelandet, die Mainstream Warnglocken läuten folglich laut. Aber wir fegen die Vorurteile erstmal vom Tisch und lauschen „You Owe Nothing“ mit der höchstmöglichen Objektivität.
Und es gibt was auf die Ohren, denn Chris Turpin (Gitarre, Gesang), Stephanie Ward (Piano, Gesang), Marc Jones (Schlagzeug) und Dom Kozubik (Bass) lassen bereits beim Opener „Black It Out“ die Sau raus. Soll heißen, dass sie drauf los riffen und brettern, ganz im Sinne von Grunge, der auf seinen Bruder Heavy Rock trifft. Die altgediente Verwandtschaft namens Blues, Americana und Folk muss weitestgehend draußen bleiben. Hier stampft Meister ROCK, breitbeinig und volle Kanne. Aber nix mit Klischee, alles in echt Alter, oder?
Die Stimme von Chris Turpin klingt wie eine Kreuzung aus Jack White und Steve Marriott, selbst der Garagen-Blues-Rock der White Stripes knutscht hier heftig mit dem Heavy-Rock von Humble Pie. Ja, ja, die 70er rocken hier kräftig mit den 90ern. Die Piano spielende Sängerin Stephanie Ward bringt wiederholt das weiblich-kratzbürstige ins Spiel, tut manchem Song richtig gut, senkt jedoch den Testosteronspiegel nicht wirklich. Saitengezerre, Riffs und voll auf die Zwölf Getrommel sind lärmangebend.
Die Welt braucht Kill It Kid nicht wirklich, aber vielleicht wäre sie für den ein oder anderen Rockfetischisten eine ärmere. So ganz im Stadion sind sie noch nicht angekommen, obwohl die Gesten und Klischees bereits aus dem Klanggewitter herausschreien. In den vorderen Reihen die Headbanger, dahinter die Luftgitarrenspieler und bei den Balladen „Caroline“, „Hurts To Be Loved By You“ und „Tried Used Loved Abused“ werden die Feuerzeuge geschwenkt.
Ja, Kill It Kid läuten laut die Mainstream-Warnglocken, sie schlagen bereits gegen das Garagen-Rock-Tor. Beim nächsten Album wird mit großer Wahrscheinlichkeit die ganze Garage in Schutt und Asche liegen und ein Monster namens Rock wird schwerfällig und mächtig die letzten Reste Grunge und Blues niederwalzen. Dann muss nur noch das Kid aus dem Bandnamen entfernt werden und ein fader Brei namens Hard-Rock wäre angerührt.