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Royal Blood – Live im Privatclub, Berlin

Royal Blood kommen momentan vermutlich gar nicht mehr vom Gaspedal runter, das sie von einer Kurve in die nächste schnellen lässt. Trotz der hohen Geschwindigkeit sammeln sie dabei schon fleissig und in großen Mengen Lorbeeren am Wegesrand auf wie kaum eine andere Band der Stunde. Erst im letzten Jahr gegründet, können die beiden Musiker Mike Kerr (Bass, Vocals) und Ben Thatcher (Schlagzeug) aus dem englischen Brighton mit ihrem Debütalbum auf eine Nr.1 Platte in UK, große Festival-Shows inklusive Glastonbury, Reading Festival und T in the Park sowie einen absolvierten Support-Slot für die Arctic Monkeys zurückblicken.

Keine schlechte Bilanz für zwei Typen, die sich als Duo erst ein paar Monate lang durch das Business schlagen. Hinzu kommt die frische Nominierung für den Mercury Prize. Ausnahmsweise scheinen sowohl Presse als auch Fans gleichermaßen von der Band angetan zu sein.

Während die Band für die kommende Tour in UK schon die Club-Kapazitäten sprengt und sich auf Hallen-Niveau beweisen muss, ist der große Hype in Deutschland noch auf dem Vormarsch. Dennoch lässt sich auch im so intimen Rahmen des Berliner Privatclubs schon gut erahnen, dass solch kleine Shows hierzulande wohl schon jetzt zur Vergangenheit gehören dürften. Royal Blood waren für ein exklusives Radiokonzert in die Hauptstadt gekommen und es blieb inmitten des Publikums kaum ein Zentimeter Luft zum Nachbarn. Eine kollektive Einheit, die auf beiden Seiten der Bühne förmlich brodelte.

Kaum war die leicht nervige Ansage des Radio-Moderators samt schleppendem Wortwitz überstanden, stapften Kerr und Thatcher durch die Menge hindurch auf die Bühne, um in den nächsten 45 Minuten zehn Songs lärmend auf die Anwesenden loszulassen. Interessant, dass die in England umjubelten “Retter des Rock’n’Rolls” auf ihrer Mission dabei mit vergleichsweise wenige Mitteln auskommen und selbst die sonst typische Gitarre keine Rolle spielt, da sie schlichtweg nicht im Schaffen des Duos existiert.

Die schweren, wummernden Bass-und Schlagzeug-Beats der ungestümen Songs bestimmen eine Dreiviertelstunde lang die absolut schnörkellose Performance der Herren aus Brighton, die an diesem Abend fast ausschließlich ihre Instrumente sprechen lassen und sich nicht darum scheren unterhaltende Zusatzleistungen zu liefern, die ohnehin überflüssig wären. Das raue Wesen der Songs und das kompromisslose Abzielen auf die Gehörnerven reichen vollkommen aus, um die Zuschauer an den Ohren und auch den Beinen zu packen.

Zwar fiel das Set insgesamt etwas kurz aus und musste selbst ohne jegliche Zugabe auskommen, doch verstand es die Band die ihnen begrenzt zur Verfügung stehende Zeit nicht nur zu nutzen, sondern gleichzeitig mit einigen Ausrufezeichen zu füllen. Songs wie “Blood Hands”, “Out of the Black” oder “Ten Tonne Skeleton” atmeten mit jedem Akkord eine hohe Dosis Blues Rock ein, überfielen die Fans anschließend wie im Rausch und wurden diesen ohne jeglichen Anflug von Attitüde vor die Füße geknallt. Ohne Raum für blasse Durststrecken, orientierungsloses Umherirren oder eine künstlich aufgeladener Atmosphäre.

Für Schlagzeuger Ben Thatcher blieb selbst im hitzigsten Moment noch genügend Zeit für kurze Videoaufnahmen eines Crew-Mitglieds zu posen und den Witzbold zu markieren, während Sänger Mike Kerr fast dauerhaft mit schweren Stiefeln seine vielen Pedals bearbeitete und ab und zu das Gewicht seines Körpers in Richtung Band-Kollegen verlagerte, um die Intensität des Spiels gefühlt zu verdoppeln. Das böse Wort “Hype” mag in diesen Tagen kaum von Royal Blood zu trennen sein, doch gaben die beiden Musiker diesem im Privatclub eine gehörige Ohrfeige, denn es ist gut möglich, dass das Duo mit weiteren Vorstellungen wie dieser den weitaus längeren Atem hat.

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