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John Southworth – Niagara

Der Singer/Songwriter John Southworth wurde in UK geboren, wuchs in Kanada auf und wohnt seit geraumer Zeit in Toronto. Er ist der Sohn von Peter Shelley, der in Londons Glam-Szene in den 70ern zugegen war und als A&R Mann der Welt King Crimson bescherte. Die Laufbahn von John Southworth begann Ende der 90er und er hat bereits einige Alben eingespielt, die allerdings einer größeren Öffentlichkeit verborgen blieben. Ein Umstand, der sich mit dem aktuellen „Niagara“ ändern könnte, denn dieses erscheint auf Tin Angel Records, bei denen Künstler wie Baby Dee, Devon Sproule, Ed Askew, Evening Hymns, Trembling Bells, Ryan Driver und einige andere unter Vertrag stehen.

Als „Canada’s best kept secret“ wurde er bezeichnet, als wahrhaftiges Original und als erfreulich exzentrisch ebenso. Neben den Medien zeigten sich auch Interpreten wie Feist, Ron Sexsmith und Gonzales begeistert von der Kunst des britischen Kanadiers. Southworth schreibt auch für andere kanadische Musiker und Songwriter bwz. wird von ihnen gecovert. Namen wie Sarah Slean, Buck 65, Martin Tielli (Rheostatics), Veda Hille, Hawksley Workman und Jully Black sind hier zu nennen.

Für sein aktuelles Werk namens „Niagara“ hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Es handelt sich um ein Doppel-Album, bei dem eine Platte den Titel „Canadian Side“ trägt und die andere „American Side“. Die Niagara Fälle ziehen die Grenze zwischen Kanada und Amerika, verbunden durch die Rainbow Bridge sind sie auch der Spiegel und die Aufteilung für Southworths Doppel-Album, die eindrucksvoll in Booklet und Digipack widergegeben werden. Dass dabei auch britische Elemente durchdringen, scheint seiner Herkunft wegen kaum verwunderlich. Vor allem seine Art der Phrasierung erinnert an Paul Buchanan von The Blue Nile, auch einige Titel weisen atmosphärisch in die Richtung jener UK-Band, die in den 80ern mit mondänen und eleganten Popsongs Erfolge einfahren konnte.

Dagegen geht John Southworth auf der „Canadian Side“ hauptsächlich die Linie zwischen Folk und Jazz entlang, schleichende Rhythmen und einige Pianolinien sind hierfür verantwortlich. Sehr häufig stehen Gesang und Piano zentral im Klangbild. Wobei auch wunderschöne Popsongs entstehen, man höre „Ode To The Morning Sky“ oder „Irish Tree Alphabet“. Hin und wieder darf die feenhafte Stimme von Felicity Williams mit Southworths sanftem Gesang flirten. Manchmal bereichern Bläser das eigentlich minimale Soundgerüst. Für weitere, zurückhaltende Farbtupfer sorgen Vibraphon, Synthesizer, Gitarre, Bass, Schlagwerk und Orgel.

Etwas vollmundiger, urbaner kommt die „American Side“ daher, wobei der kanadische Brite niemals sein aufs Wesentliche reduziertes Gesamtkonzept aus den Augen verliert. In eher wenigen Passagen nähert er sich gar der Kompositionstechnik eines Randy Newman, ohne dessen Ironie und Sarkasmus miteinzubeziehen. Als geborener Brite hat Southworth einen etwas romantischeren Blick auf die kanadische und amerikanische Seite. Er baut seine eigene Rainbow Bridge, seine Illusion, eignet sich die Niagara Fälle gar als Geliebte auf „She Is My Niagara Falls“ an. Southworth selbst meint: „Jede Seite ist eine zeitgleiche Interpretation der selben Krise.“ Dabei bewegt er sich immer elegant zwischen Folk, Jazz und Sophisticated Pop, sowohl auf der kanadischen als auch der amerikanischen Seite und bringt die britische sozusagen naturgegeben mit.

John Southworth ist ein interessantes und stimmiges Album gelungen, mit dem er hoffentlich weitere Publikumsschichten erreichen wird. Verdient hat er es allemal, wobei er auf folgendes Dilemma stoßen könnte: Für Jazz-Anhänger zu poppig und für Pop-Hörer zu jazzig. Für offene Ohren allerdings wird „Niagara“ zum Genuss!

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