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New Build – Pour It On

Hot Chip verstehen es auf wunderbare Art und Weise, die verschiedensten Musik-Elementarteilchen fein säuberlich zu einem großen Ganzen ineinander zu weben. Moment, Hot Chip? Richtig, Hot Chip. Al Doyle und Felix Martin, Klampfenspieler und Tastenbediener der Formation, haben bereits über ein Jahrzehnt gemeinsame Bandgeschichte auf dem Buckel – und selbst nach derart langer Zeit immer noch nicht genug. Nicht genug Material, nicht genug voneinander. New Build, das Projekt der beiden Briten in Zusammenarbeit mit Studiomaster Hopkins, setzt seit 2011 die saubere Handarbeit fort – und kann sich dabei mit der Hauptband durchaus messen.

„Pour It On“ lässt dich auch ohne die fiesen kleinen Mittelchen die vollen schweißtreibenden Nächte bis zum schlummernden Morgengrauen durchtanzen. Dient der Opener „The Sunlight“ noch mit seiner esoterisch-positiven Stimmung dem seeligen Barfußtanzen bei Sonnenuntergang, wird der Staub mit dem Folgetrack sogleich ungestüm aufgewirbelt und umspielt die unruhigen Waden: „Look In Vain“ wartet mit einem stampfenden Beat auf und zeigt, wohin New Build den Popsong heben wollen: Mit einer vermeintlich einfachen Rhythmusbasis kommt eine stimmungsgeladene Atmosphäre mittels knackiger Synthies und einfangender Hookline auf.

Diagrams-Liebhaber aufgepasst: Euch dürfte unter anderem der Song „Strange Network“ gefallen. Parallelen sind zum klaren Gesang Doyles bei süßer Melodie auf ausgetüfteltem Klanggerüst zu ziehen. Was für die einen hier Assoziationspunkte bieten mag, stellt für New Build eine Plattform dar, um gehörig textlichen Dampf über die NSA-Affäre loszuwerden.

Das neue Album der Briten folgt mehrheitlich vor allem einem Prinzip: wabernden Bässen und Synthies werden fluffig-leichte Klangschichten aufgebunden, pumpende Beats sehen sich heller Instrumentation entgegengesetzt, der Synth-Pop trifft den Techno-Beat. Eine eiskalte Kalkulation der Songs nach starren Schemata ist hinter den Tönen auf keiner Ebene auszumachen. Vielmehr sind es Strukturen, die sich kaum aufbrechen lassen, die fein ineinander gewoben sind, sich stets gegenseitig voraussetzen und aufeinander beziehen.

Mit Hot Chip gehen Doyle und Martin ordentlich drauf los und arbeiten immer schön nach vorn. Rauf da. Als recht passives elektronisches Hippietum ließe sich das ganze wohl bei New Build verstehen, hört man doch schon im Kopf die klingenden Fußkettchen, welche den recht tanzbaren Tracks Folge leisten.

Zwar dürfte ihr Bandname in der Szene um einiges kleiner ausfallen, das Schaffen der beiden Kollegen muss sich jedoch keineswegs hinter den großen Namen des vom Synthesizer durchwobenen Elektro-Pop einreihen. Mit ihrem Zweitling setzen die Briten eine Kunst fort, welche schon auf ihrem Debut von 2012 strahlt: die des Besingens und -spielens der Probleme von Welt in einem optimistischen, klanglich vielfältigen Gewand –  die beschwerlichen Lasten vom Buckel und der Sonne entgegen tanzend.

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