Hier ist die Challenge: Eine Rezension, die sich vollkommen der Kommentare über aufgeblasene Backen, der Wackelei und ins-Zentrum-Stellerei derer verwehrt. Eine Rezension über Nicki Minajs neues Album, ohne ein Wort über Du-Weißt-Schon-Wen, der etwa 90% ihres Images auszumachen scheint (Okay. Hängen wir noch 9.99% daran.), zu verlieren. Was nun noch von dem Album übrig bleibt? Ich versuche es mit 383 Wörtern zusammenzufassen. Challenge acctepted.

Keine primären, sekundären oder (und vor allem) tertiären Geschlechtsmerkmale – das macht eine Frau Minaj doch erst nackig. So nackig, wie etwa der Opener ihrer neuen irgendwie-Rapp-Kompilation „The Pinkprint“. „All Things Go“ lässt den Vorhang theatralisch fallen und wartet mit der schwierigen Vergangenheit der Sängerin auf, welche apparently-tiefgründiger, zugleich jedoch Computer-bearbeiteter nicht sein könnte („I lost my little cousin to a senseless act of violence / His sister said he wanted to stay with me, but I didn’t invite him / Why didn’t he ask, or am I just buggin’?”). So funkeln Nickis Stimmbänder in zahlreichen Programmier-Facetten, welche alle trotz nahegehender Lyrics ein wirkliches Bedeutungsschwangertum nicht aufkommen lassen.

Dieser Trend setzt sich schön weiter fort. Geht man mit keinerlei hohen Erwartungen an das neue Werk der Rapperin heran, so bietet sich auch kaum eine erwähnenswerte Angriffsfläche. Nicht nur namentlich reiht sich dieses Schaffen fein säuberlich in die Ahnenhistorie ein, auch inhaltlich vermag auf der Stufe zu verbleiben; Klingt hier und da vielleicht düsterer, manchmal Sing-Sang-iger, doch aber stets oberflächlig Minaj-ig. Zwar sollten hier laut Packungsbeilage mehr Emotionen drinstecken, die Zutatenliste sieht jedoch anders aus. Vielmehr drückt sich das Leiden der jungen Minaj in recht unterforderten Chorussen aus, die weder aufraffend, noch wirklich verletzlich sind. Lediglich die Beats können mit düsteren Atmosphären aufwarten.

Flawless Beyoncé, everybody’s darling Ariana Grande und Soulstimmchen Jessie Ware unterstützen Minaj in ihrer gerappten, ordentlich getunten und minder gehookten Liebeswehmut. Jedoch setzt sich kaum einer der Songs wie gewohnt wie ein störrischer Widerhaken in den Gehörgängen fest. Dennoch wagt es die Rapperin klarzustellen, dass sie die meistverkaufende Rapperin auf dem Markt ist und keinerlei Vergleich nötig hat – ein kleiner Seitenhieb am Rande für unterdurchschnittliche Iggy Azaleas.

Singles à la „Anaconda“ lasse ich hier getrost heraus, andernfalls wäre oben genannte Zielsetzung nicht einzuhalten, versteht sich. Selbst die mit Beyoncé besungene Masturbations-Hymne „Feeling Myself“ fällt klar in die Grauzone, oder?

Die Frau kann rappen, das ist nicht abzustreiten. Und die Frau hat ein Image. Ein Image, welches tatsächliche Qualitäten hinten anstellt, ebeno wie es „The Pinkprint“ ganz offensichtlich tut. Über all die Beat- und Lyricschmiere, welche hier vorgenommen wird, lässt sich die Essenz dessen, was Nicki Minaj tatsächlich kann, nicht recht herauspopeln. Schade! Das Album schlägt voll in die Kerbe des Nicki-Images. Und die Rezension nicht in jene des Imageunterfütterns. Challenge succeeded.

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