So oft passiert es ja nicht, dass renommierte Magazine wie der NME oder The Guardian einer Band ausführliche Artikel oder gar Titelstories widmen, die noch nicht mal ein Album veröffentlicht hat – genau so war es aber bei Menace Beach, dem jungen Quintett aus Leeds, das sich um die Kernmitglieder Ryan Needham und Liza Violet formiert.

Gründe für die allseits wohlwollende, ja begeisterte Aufmerksamkeit gibt es einige: Zum Beispiel spielten die MusikerInnen früher in Bands wie Derby, Komakino, Hookworms, Sky Larkin, Pulled Apart By Horses und Mansun – Menace Beach kommen also nicht aus dem Nichts und galten quasi aus dem Stand als Indie-Supergroup. Außerdem dürften sich RedakteurInnen, die das 30. Lebensjahr schon etwas länger hinter sich haben, dank der Musik von Menace Beach an ihre Jugend in den 1990er Jahren erinnert fühlen. Und dass sich die Band nach einem alten Nintendo-Spiel benannte und ihre erste EP „Dream Out“ auf Cassette veröffentlicht hat, sorgt zusätzlich für positive Stimmung und breiteste Presseresonanz.

Wer jetzt befürchtet, Menace Beach seien ein eiskalt durchkalkuliertes Retro-Projekt, sei versichert: dem ist ganz und gar nicht so. Das Album „Ratworld“ vereint zwar unzählige Indie-Stile der 90er, klingt dabei aber so frisch, wild und unbefangen, als würden diese Sounds zum allerersten Mal gespielt. Die Einflüsse – oder Zitatvorlagen, je nach Sichtweise – reichen von Shoegaze über Surfrock, Grunge bis Noise-Pop, amerikanischen Collegerock und britischen Tweepop. Menace Beach schaffen es, eine Verbindung zwischen Sonic Youth und Oasis herzustellen. Oder zwischen den Boo Radleys und den Breeders. Oder zwischen Lush und Mudhoney.

Songs wie „Lowtalkin'“ sind purer, punkiger Noise, während „Tastes Like Medicine“ (schon 2013 als Single erschienen) oder „Infinite Donut“ süßer, sonniger, melodischer aufgebaut sind. Bei „Drop Outs“ und „Tennis Court“ pfeifen die Verstärker und rumpeln die Drums; am Liebsten würde man selbst irgendein elektrifiziertes Gerät in die Hand nehmen und mitmachen. Oder die Sonnenbrille aufsetzen und so cool aussehen wie das Pärchen auf dem Cover der Sonic-Youth-Platte „Goo“.

Menace Beach gehen äußerst schamlos mit dem musikalischen Erbe der 90er um – und bringen paradoxerweise damit so viel frischen Wind in die Bude, als würde der Frühling aus tausend Laubbläsern herbeigepustet werden.

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