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Tennis – Ritual In Repeat

Wenn du dich beim Hören der Musik fühlst wie auf einem Roadtrip, dem Sonnenuntergang entgegen brausend, dann ist das ein gutes Zeichen. Denn dann war sehr wahrscheinlich das talentierte Ehepaar Alaina Moore und Patrick Riley aus Denver, Colorado unter ihrem Bandnamen Tennis wieder am Werk. Nach dem 2012er Werk “Young & Old” liefern sie uns nun ihr neues Album “Ritual In Repeat” ab.

“Ritual In Repeat” ist ein sehr homogenes Werk geworden. Nicht nur dem Opener “Night Vision”, sondern auch dem lässigen “Never Work For Free” und vor allem der herzerwärmenden Folk-Nummer “Timothy” meint man, hohe Kunst anzuhören. Mal mit Alaina Moores fast kindlicher Stimme, mal mit ihrem rauen, warmen und fast schon lasziven Timbre erzeugt sie einen Wohlklang, der gefällt. Zur Mitte hin geht den Songs zwar etwas die Stringenz verloren, aber mit einem Stück wie “Wounded Heart” halten sie einen dennoch gefangen.

Je weiter “Ritual In Repeat” voranschreitet, desto mehr merkt man, dass der Abend wird in einer schwülen Nacht erstickt wird. “This Isn’t My Song” ist eine eher nachdenkliche Ballade und klingt, als müsste sie den Abspann eines Films untermalen. “Meter & Line” rundet das Album schließlich sehr schwermütig ab. Man bleibt einerseits aufgewühlt zurück, jedoch auch freudig und beschwingt, dass dies ein so herzerwärmender Abend war.

Ob sanft und verspielt oder emotional und melancholisch, den beiden Singer-Songwritern von Tennis ist auch mit ihrem dritten Album ein sehr facettenreiches Werk gelungen. Die zwei klingen nun nach dem, was sie mittlerweile sind: erwachsen, selbstsicher, aber noch immer etwas mit dem Kopf in den Wolken. Zum Glück, denn sonst hätten sie nicht diese hinreißende Platte produziert.

Tennis bewegen sich also musikgeschichtlich in guter Gesellschaft, wenn es in den Songs immer wieder um die Liebe in all ihren Ausprägungen geht. Und egal, ob es nun romantische Liebe ist oder eben die in der Familie, ein schöneres Thema kann es in der Musik eigentlich gar nicht geben. Nein, mit dem Überdimensionalen hatte es das Ehepaar noch nie. Dass sie aber mit “Ritual In Repeat” ein derart ausgefeiltes Werk präsentieren, ist gegenüber ihrem vorherigen Schaffen eine tolle Weiterentwicklung, die schlicht der Natur ihres jahrelangen, musikalischen Schaffens entspricht.

Das Schöne aber ist doch, dass Tennis, bei aller Schönheit, bei aller Begabtheit, nicht den Fokus verlieren, sich nicht der Arroganz hingeben, sondern noch immer aus dem Herzen singen und spielen. Auch der scheinbar Perfekte oder die offenbar Makellose finden immer noch ein eigenes Verbesserungspotenzial, das macht sie irdisch, menschlich und sympathisch.

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