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Zun Zun Egui – Shackles Gift – Faszinierende Wundertüte

Ich gestehe: Zun Zun Egui? Nie gehört! Das erste Album „Katang“ ist mir anno 2011 auch irgendwie absolut entgangen.

Erster Höreindruck des neuen Albums „Shackles Gift“: Uff! Das ist ja schon eher ein etwas sperriger Brocken. Aber irgendwie…

Zweiter Höreindruck: Hm, aber das hat wirklich was!

Dritter Höreindruck: Tausend pfeifende Höllenhunde! Das ist sogar ziemlich gut!

Vierter Höreindruck: Warum die nächsten Tage was anderes hören?

Klar, „Shakles Gift“ ist jetzt nichts, bei dem man entspannt das neue Bussi Bär-Heft lesen kann. Wenn man das Album hört, betritt man eine ziemlich eigene Welt aus überdrehten Gitarren, hyperaktivem Gesang, abgedrehten Keyboardsounds und mindestens fünf Tonnen besten Grooves. Ein absolut faszinierender, energetischer Mix, der zwischen Afro-Beat bis Led Zeppelin stilistisch so ziemlich alles in sich aufgesogen hat. Immer schillernd bunt, mit manisch-hektischem Drive, einer Menge zupackender Hooks und Melodien, die einem direkt in den Gehörgängen kleben bleiben.

Gegründet wurde Zun Zun Egui 2008 von dem aus Mauretanien stammenden Sänger und Gitarristen Kushal Gaya und der japanischen Keyboarderin Yoshino Shigihara, die sich in Bristol kennengelernt hatten. Die Band startete anfangs noch als offenes Jam-Projekt. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine konstante Besetzung, die 2011 das erste Album „Katang“ aufnahm. Wenn man sich „Katang“ anhört stellt man fest, dass Zun Zun Egui’s eigenwillig, schräg-bunter Stil schon damals in einer noch etwas raueren Form komplett vorhanden war. „Shakles Gift“ führt das Ganze eine Stufe weiter. Dafür sorgt die ausgereifte Produktion des Albums, die die neun Songs perfekt auf den Punkt bringt.

Stilistisch lässt sich das nicht feinsäuberlich in Schubladen einsortieren und beschreiben. Wozu auch? Aber wenn man unbedingt Referenzen braucht: Mit Sachen wie Post Punk, Afro-Beat, No Wave, Punk Funk, Elektronik, Heavy Rock, Pop, mauretanischer Folklore liegt man schon mal nicht ganz falsch. Oder in Namen ausgedrückt: Die Talking Heads zu „Remain In Light“-Zeiten, Liquid Liquid, Throbbing Gristle, This Heat, Fela Kuti, James Brown, Chic, aber auch Led Zeppelin, Kyuss, Soundgarden und die Beatles könnten einem einfallen. Allerdings auch noch Hundert weitere. Mühelos fließend werden auf „Shakles‘ Gift“, auf dem Papier absolut konträr erscheinende Einflüsse, miteinander verwoben. Dabei macht alles immer einen stimmigen Sinn und wirkt nicht kunterbunt zusammengeklebt.

OK, möglicherweise klingt das jetzt alles nach einem eher trockenen, abgedrehten Hörerlebnis. Das ist es aber garantiert nicht. Wenn man sich darauf einlässt, wird man entdecken dass „Shakles Gift“ sogar ein recht griffiges Rockalbum ist. Songs wie “African Tree”, „Ruby“ oder „Tickle The Line“ würden in einem weniger Mainstream orientierten Paralleluniversum zu dicken Hits werden.

„Shakles Gift“ ist ein absolut frisches, kurzweiliges und immer überraschendes Album. In jedem Fall hat es Kushal Gaya geschafft, dass der bislang eher schmale Beitrag Mauretaniens zur Rockmusik jetzt nicht mehr ganz so schmal sein dürfte.

Und jetzt zieh‘ ich mir das Ding noch mal rein.

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