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DAWA – Psithurisma – Die Kraft der Stille

Es ist noch gar nicht so lange her, da standen einem abseits der Alpen die Haare zu Berge, wenn es um Musik aus Österreich ging. Kein Wunder. Da gab es das längst verblichene Erbe von Falco, den einen oder anderen charmant schmunzelnden Gruß von Reinhard Fendrich und den nervtötenden Uffta-Pop eines glatzköpfigen Tirolers namens Gerhard Friedle alias DJ Ötzi. Viel mehr war da nicht. Mittlerweile rennt der Österreicher aber wieder mit breiter Brust durch die Straßen von Wien, Graz und Salzburg. Der Grund dafür sind aufstrebende Bands und Künstler wie Wanda, Ja, Panik, Bilderbuch und Anna F., die sich dieser Tage um die Renaissance des Austria-Pop bemühen.

Auch die Band DAWA aus Wien setzt sich seit nunmehr drei Jahren für eine Rückkehr Österreichs auf die internationale Musik-Landkarte ein. Dafür bedienen sich die Verantwortlichen John Dawa (Gesang/Gitarre), Barbara Wiesinger (Gesang/Percussion), Laura Pudelek (Cello) und Oama Richson (Cajón/Percussion) allerdings keiner gängigen Pop-Strukturen, sondern setzen stattdessen auf die Kraft der Stille; und das mit Erfolg.

Bereits mit ihrem Debütalbum “This Should Work” konnten DAWA zahlreiche Liebhaber melancholisch ausgereifter Singer/Songwriter-Kost von ihren Qualitäten überzeugen. Die dürften sich auch aktuell wieder begeistert auf die Schenkel klopfen, wenn sie “Psithurisma”, das zweite Studiowerk des Wiener Quartetts, in den Händen halten.

Abermals vereint die Band minimalistische Folk-, Coutry- und Pop-Arrangements mit zwei markanten Stimmen, die sich vor dem internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Vor allem das an das galoppierende Organ einer Tracy Chapman erinnernde Timbre von Hauptsänger John Dawa hinterlässt beim Hörer nachhaltige Spuren. Das klingt nicht nach Wien, sondern versprüht den lauen Charme einer Kutschenfahrt durch die endlosen Weiten der amerikanischen Lagerfeuer-Prärie (“Psithurisma”, “Slow Down”, “On The Run”). John Dawa kann aber auch anders. Mit angerauten Stimmbändern, Lasso schwingend und umgeben von beschwingten Daltons-Rhythmen macht der Sänger ebenfalls eine gute Figur (“Saloon”).

Auch seine Mikrofon-Partnerin Barbara Wiesinger weiß während ihrer glasklar vorgetragenen Zwischensequenzen durchweg zu überzeugen. Es passt einfach alles zusammen, wenn es sich die vier Musiker zwischen Kammermusik-Keller und staubiger Steppe in ihrer eigenen musikalischen Nische gemütlich machen. Hier macht sich eine weitere, mit lyrischer Tiefe und flächendeckend melancholischen Harmonien gesegnete Austria-Produktion auf den Weg in die große weite Welt. Da stehen wir doch gerne applaudierend Spalier.

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