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Future Brown – Future Brown – Die Suche nach der Zukunft

Selten passte ein Bandname so gut zum Konzept einer Gruppe. Unter dem Eindruck von Magic Mushrooms halluzinierte der Mitbegründer des DIS-Magazines Solomon Chase von einer Farbe, die aus der Zukunft stammt, bisher noch nicht entdeckt wurde und deren Farbton deshalb auch nicht definiert werden kann – ein „future brown“ eben.

Fatima Al Quadiri gefiel die Idee, der Name ihrer neuen Produzenten-Supergroup war gefunden und auch das Missionsziel war damit klar definiert: Future Brown begeben sich auf die Suche nach Musik, die neu und futuristisch klingt, die man nicht in eine öde Genre-Schublade stecken kann und bei der jeder Versuch, sie zu definieren, daher kläglich scheitern muss.

Auch wenn dieses Ziel womöglich etwas zu hoch gesteckt ist und es ihm nicht gelingt, die (musikalische) Zukunft vorherzusagen, schafft das Quartett mit seinem Debütalbum etwas, was in Zeiten von Retromanie und Revivals in der Popmusik nur noch selten gelingt. Statt die Musik der vorangegangenen Jahrzehnte endlos wiederzukäuen, wirken die zehn Songs auf „Future Brown“ tatsächlich zeitgemäß und wie der Soundtrack für unsere globalisierte und vernetzte Welt.

Denn die Bassmusik von Future Brown klingt so international und weltoffen, wie man es von den Biografien der vier Mitglieder erwarten konnte. Fatima wuchs in Kuwait auf, lebt heute vor allem in New York und veröffentlichte im letzten Jahr mit „Asiatisch“ ein Album, das auf Basis der britischen Grime-Musik mit asiatischen Versatzstücken spielte, dabei den westlichen Blick auf diese exotische Musik aber bereits im Titel verdeutlichte.

J-Cush, dessen Mutter aus dem Iran stammt, wuchs zwischen London und New York auf und gründete mit Lit City Trax ein Label für Clubmusik. Auch die beiden übrigen Mitglieder Asma Maroof mit indischen und Daniel Pineda mit dominikanischen und puerto-ricanischen Wurzeln stehen als Duo Nguzunguzu für Bassmusik mit weltmusikalischen Einflüssen und ungewohnten Sounds. Wem das immer noch nicht bunt und multikulturell genug ist, kann sich an der ebenso wild zusammengewürfelten Liste der Gastsängerinnen und –sänger erfreuen.

Denn auf „Future Brown“ finden sich keine instrumentalen Tracks, sondern für jeden Song wurde mindestens ein Rapper oder Sänger als Verstärkung mit ins Boot geholt. Den Anfang macht die 19-jährige Tink aus Chicago und kehrt die eigentlich bewährte Reihenfolge – erst wird gefeiert, dann landet man mit seiner Eroberung im Bett – rotzfrech um. Im Opener „Room 302“ lädt sie uns über einem luftigen, nur leicht bekleideten Instrumental mit eindeutigen Absichten in ihr Hotelzimmer, erst ganz zum Ende des Albums darf dann über ultraschnellen Hi-Hats und einem Trap-infizierten Beat zusammen mit ihr gefeiert werden: „Don’t you wanna party?/ Put some liquor in your body.“

„Vernáculo“ mit der Tropical-House-Sängerin Maluca ist ähnlich tanzbar, aber mit einer ordentlichen Prise karibischer Leichtfüßigkeit. Dank der Autotune-Hook, tief polternden Bässen und einer großmäuligen sowie salvenartig rappenden Shawnna, die ein wenig an Nicki Minaj erinnert, kommen Future Brown mit „Talkin Bandz“ dem US-amerikanischen Rap-Mainstream recht nahe, doch natürlich schlägt das folgende „Big Homie“ mit seinen seltsam orientalisch anmutenden Gesangslinien sofort wieder eine komplett andere Richtung ein.

Mit jedem der zehn Songs erforschen Future Brown aktuelle Spielarten der elektronischen Musik, überschreiten und sprengen dabei Länder- wie Genregrenzen zwischen Grime, Footwork, Dancehall, Kuduro, Reggaeton, Kwaito oder RnB – immer auf der Suche nach dem Sound der Zukunft. Zwar ist das Debütalbum der Supergroup am Ende nicht ganz so undefinierbar und zukunftsweisend, wie von ihnen selbst proklamiert, aber immerhin der heißeste Scheiß der Gegenwart. Und „future brown“ wird sicher die Trendfarbe des kommenden Sommers.

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