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Róisín Murphy – Hairless Toys

Die Frau kann es einfach – noch immer: Róisín Murphy paniert die experimentellen Popvibes auf ihrem dritten Soloalbum einmal mehr mit deliziösen Elementen, die Dich bei gediegener Chillosphäre wach wie ein Schießhund bleiben lassen. Nach acht Jahren verdienter Pause gibt die Musikerin allen Anlass zum Ausrufen eines überzeugend inbrünstigen: Trip hip, housay!

Man könnte mit weitaus mehr als einem Dutzend Fachbegriffen wild um sich schmeißen, so viel gibt der Drittling des Moloko-Formationsgesichtes an elementarem Input her. Oder aber: Du genießt die einfache Komplexität eines Albums in seinen vollen Zügen. Denn die im beschaulichen Irland geborene Talentfrau stellt sich nun im Alleingang hinter das fett prangende Zeichen des hier Lo-Fi-Angehauchten, dort Housesken, da Poppigen, dann wieder gediegen Funkigen – tuten und dampfen doch jegliche Maschinerien unablässig auf niedrigster Energie- und höchster Ideenstufe. Dauerpräsente Lyrics schieben sich unaufdringlich in den Vordergrund und lassen in aller Bescheidenheit lediglich acht Tracks genügsam und kurzweilig erscheinen.

Die rein strukturellen Abläufe aus „Hairless Toys“ erinnern an jene guten alten Kompositionsschemata der verträumten Klassik, in denen Weiterentwicklungen sich mit der Zeit in der Konstanz sich ändernder Kleinigkeiten ergeben und in vollmundigen Zügen genießen und erforschen lassen. Die zumeist präsenten Siebenminüter nehmen im Verlaufe ihrer überdurchschnittlichen Spielzeit mehr und mehr zart-bunte Fäden auf, um so aus vielerlei Einflüssen ein stimmiges Ganzes zu weben.

„Evil Eyes“ kann für jene Theorie bedingungslos herhalten: Hier lassen sich Schock-Synth-Akkorde unvermittelt grotesk in den kleinen Raum schleudern, angedickte Bassläufe hinter Stimmbemühungen ausmachen und knackige, hinten angestellte Off-Beat-Funk-Gitarren-Spielereien bewundern. Auf gespenstische Atmosphären mit einem maßgeblichen Fokus auf mystische Erzählweisen pocht unter anderem der Trip-Hop gesteuerte Track „Exploitation“. Dennoch: An die „Overpowered“-Zeiten aus 2007 lässt sich kein Material mehr zweifelsfrei anlehnen, schließlich sind die Melodiebewegungen und Hook-Bemühungen weitaus selbstgenügsamer in den Hintergrund getreten.

Róisín beweist: Sie ist verdammt biegsam; doch lässt sie sich noch lange in keine beliebige, starre Gussform pressen. Stattdessen schwadert eine nebulöse Atmosphäre durch die süße Gesamtheit ihres neuen Albums. Der in sich gekehrte Dampfmaschinengroove lädt zum Wohlfühlen, die nahbaren Vocals zum Zuhören, „Hairless Toys“ ganz einfach zum Lieben ein.

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