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BOY – Live im Rationaltheater, München

BOY luden gestern Abend zu einem sehr exklusiven Event in das nur ca. 50 Leute fassende Rationaltheater in München, nämlich zu keinem geringeren als der Weltpremiere des neuen Albums “We Were Here”, das im August, vier Jahre nach seinem Debütvorgänger “Mutual Friends”, in die Läden kommt.

Das kleine, 1965 erbaute Rationaltheater ist bis auf den letzten Platz gefüllt, es herrscht intime, gespannte Atmosphäre. Zur Einstimmung wird Bombay Bicycle Club gespielt, bevor es – wie angekündigt – pünktlich zu früher Stunde losgeht. Die Vorführung ist als Akustikset angelegt, Valeska Steiner und Sonja Glass werden dabei von Gast-Gitarrist Dennis begleitet sowie später von einem “Gast-Schlagzeuger in Form eines Computers”, wie Sonja sagt, bedient bzw. eingeschalten von Mischer Andreas.

Der erste Titel “Into The Wild” stimmt gleich auf dieses besondere Konzert ein: Präzises Songwriting, mit viel Liebe zum Detail – trotz der reduzierten Instrumentierung – und die enorm präsente Stimme von Valeska Steiner, die manchmal an Luscious Jackson erinnert, behutsam und trotzdem selbstbewusst begleitet von den beiden Akustikgitarren.

Nach dem Lied erklären BOY, dass sie auch schon mal in München gespielt haben und Valeska fragt in das Publikum “Kennen wir uns schon?”. Später erzählen die beiden dann, wie aufgeregt sie vor dieser “Jungfernfahrt”, also der erstmaligen Live-Präsentation des neuen Albums, waren, aber dass es doch gar nicht so schlimm war. Mit ihrer unbekümmerten und zugänglichen Art verstärken BOY die ohnehin schon sehr familiäre Atmosphäre im Raum.

Der dritte Titel konzentriert dann die zauberhaften Bestandteile der neuen BOY Songs und bildet, insbesondere durch das Gitarrenspiel, das Highlight des Abends. Man darf sehr gespannt sein, ob die Studioversion an das heranreichen kann. BOY sind sich übrigens bezüglich des Songnamens noch nicht sicher, wie sie erklären und bieten dem Publikum an, doch bitte Vorschläge einzureichen. (Der aktuelle, aus drei Worten bestehende Name liegt der Redaktion übrigens vor und kann auf Anfrage und Überweisung einer sechsstelligen Euro-Summe mitgeteilt werden).

Es folgt “New York”, zu dem BOY die Geschichte erzählen, dass sie sehr lange an den neuen Songs gearbeitet haben und letztes Jahr im November so eine Art kleine Schreibblockade hatten. Als sie dann darüber am Telefon sprachen, kam ihnen spontan die Idee, nach New York zu fliegen, was 10 Minuten später jedoch in die Idee mündete, einfach in Hamburg auszugehen. Dabei kam ihnen jedoch alles wie New York vor, der Club, die Straßen usw. Und davon erzählt das Lied.

Es folgt “Fear”, welches Valeska mit der Erläuterung ankündigt, dass es nicht um eine temporäre Angst darin geht, sondern um generelle, große Furcht. Danach müssen Valeska und Sonja jedoch auf Dennis warten, der noch dabei ist, seine Gitarre zu stimmen, was von Valeska leise lächelnd mit “das wäre jetzt eine schöne Überleitung gewesen” kommentiert wird.

Nach sechs Titeln und damit knapp der Hälfte des 14 Stücke umfassenden, kommenden Albums, ist der Preview dann beendet. Vor der aktuellen Single “We Were Here” zum Abschluß des Hauptteils folgt noch der Hit “Little Numbers”, der wegen einer lautstark fiependen Rückkopplung in Dennis’ Mikrofon jedoch zunächst abgebrochen werden muss, was von Dennis schmunzelnd mit der Bemerkung “Ok, die Gitarre war nicht gestimmt, aber das kann man auch freundlicher sagen” bedacht wird. Dennis war übrigens, nicht nur wegen seines Humors, sondern vor allem wegen seines Gitarren- und mit dem Fuß ausgeübten Tamburinspiels, eine große Bereicherung. Die Zuschauer akzeptieren dann Sonjas “aber ihr kennt den Titel ja eh” natürlich nicht, und nach der Behebung des kleinen technischen Problems wird der Song noch einmal neu angestimmt.

Dann gehen BOY zunächst von der kleinen Bühne durch das Publikum in einen kleinen Nebenraum, werden aber gleich wieder durch großen Applaus zur Zugabe gebeten. Diese ist dann mit “Drive Darling” wieder ein Hit. Danach wieder kurze Pause und das begeisterte Publikum fordert einen erneuten Nachschlag. BOY erklären verlegen, dass sie damit gar nicht gerechnet haben und keine zweite Zugabe geplant hätten. Nach kurzer Abstimmung spielen sie dann mit “Oh Boy” einen sehr bekannten ,Titel den sie “lange nicht mehr gespielt haben, erst recht nicht als Akustikversion” und beenden diese schöne, kleine Aufführung.

Die Zuschauer bleiben mit lächelnden Gesichtern und roten Bäckchen noch ein Weilchen auf ihren Stühlen sitzen, auch nachdem die Band schon längst von der Bühne gegangen ist. In meiner Reihe konnte ich einen Death-Metal Fan, einen Rocker-Biker und sogar einen Indianer ausmachen, die sich verstohlen Tränen der Rührung aus den Augen rieben. Wer BOY und ihre Musik nach so einem Konzert nicht liebt, hat einfach kein Herz. Oder zumindest keines für schöne Musik.

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