The Prettiots – Funs Cool – Schlüpfrige Vergangenheitsbewältigung

Eine Ukulele, ein schnieker Rickenbacker-Bass, zwei Mikros und ein kleines Drumset, hinter dem wahlweise ein bärtiger Unbekannter oder eine Dame namens Rachel Trachtenburg sitzen: Mehr brauchen die beiden The Prettiots-Barbies Kay Kasparhauser und Lulu Prat nicht, um ihre Erinnerungen an verflossene High School-Liebschaften in ein musikalisches Gewand zu stecken, das in etwa so klingt als würden sich die Muffs an unverzerrtem Sixties-Pop versuchen.

Auf dem Debütalbum “Funs Cool” der SXSW-Festival-Entdeckung geht es locker und luftig zur Sache. Hin und wieder schleicht sich zwar die eine oder andere musikgewordene Träne mit ins Geschehen. Aber im Großen und Ganzen deckeln die New Yorker ihre pubertären Pausenhof-Memoiren mit beflügeltem Indie-Pop.

Was aus dem grauen New York kommt, aber nach kalifornischer Sonne klingt, präsentiert sich als der perfekte Soundtrack für lange Cabrio-Fahrten. Würde es draußen nicht regnen und frieren, ist man beim Hören von beschwingten Dreiminütern à la “Wheeler”, “Boys (That I Dated In High School)” oder “Hope Yr Happy” fast geneigt, die Shorts und die Flip Flops aus dem Kleiderschrank zu kramen.

Die Häupter stets erhoben lassen sich die Prettiots auf keine großen Diskussionen ein. Wer den beiden Frontfrauen in der Vergangenheit das Herz brach, der bekommt ordentlich sein Fett weg. Werner Herzog wird bei den beiden sicherlich nicht im Bett gelegen haben. Aber Deutschlands Film-Ikone spielt im Leben von Sängerin Kay Kasparhauser in punkto Inspiration mindestens eine ebenso große Rolle wie Neuntklässler-Sex hinter dem Schulaula-Vorhang.

Vorgetragen wird das alles mit einem Schmunzeln im Gesicht und dem einen oder anderen zwinkernden Auge. Lachen ist schließlich gesund. Das sollten auch all die verblichenen Lover der beiden Damen im Hinterkopf behalten, die sich dieser Tage nur noch mit in die Gesichter gezogenen Kapuzen durch die Straßen New Yorks trauen. Nichts für ungut, Jungs.

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