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Ich will mehr kreieren als nur stumpfe Maschinensounds – Agent! im Interview

Ibiza, London, Tokio, Kuala Lumpur: Andreas Schreck alias DJ Agent! War schon fast überall auf der Welt zu Gast. Getreu dem Motto “Musik ist gut, wenn sie gut ist”, setzt der gebürtige Würzburger nun schon seit über einem Jahrzehnt ein Elektro-Ausrufezeichen nach dem anderen. Seit Mitte März ist seine fünfte EP “Can U Dig It” auf dem Markt. Wir verabredeten uns mit dem Workaholic zum Interview und plauderten über Vielfliegererlebnisse, Tigerköpfe und organische Sounds.

MusikBlog: Andreas, deine beeindruckende Diskografie startet mit einem Alex Piccini-Remix aus dem Jahr 2013. Mir kam aber zu Ohren, dass du schon seit Ende der Neunziger aktiv im Business unterwegs bist. Warum hast du dir in puncto Veröffentlichungen so viel Zeit gelassen?

Andreas Schreck: Mir war zunächst meine künstlerische Entwicklung wichtiger. Ich hab ja Mitte der Neunziger in Würzburg als Hip-Hop-DJ begonnen. Das sind meine Wurzeln. Die Transformation in Richtung Elektro kam erst später.

MusikBlog: Gab es da einen bestimmten Auslöser?

Andreas Schreck: Ich habe als Hip-Hop-DJ auch mit Bands zusammengearbeitet. Da nimmt der DJ ja eher eine Background-Rolle ein. Im Würzburger Airport-Club wurde ich dann erstmals mit Musik von Sven Väth, Paul van Dyk und Bad Boy Bill konfrontiert. Das war der Moment, in dem sich musikalisch bei mir viel verändert hat. Zu der Zeit wurde der Hip-Hop auch immer synthetischer und plastischer. Zeitgleich wurde die elektronische Musik immer besser. Da kam dann irgendwie eins zum anderen. Und irgendwann hat mich der Virus dann halt gepackt, da kam ich dann nicht mehr von los.

MusikBlog: Von Würzburg ging es dann irgendwann nach Berlin. Das Standard-Ziel für einen aufstrebenden DJ?

Andreas Schreck: In meinem Fall hatte der Umzug eher logistische Gründe. Irgendwann kamen halt immer mehr Anfragen aus dem Ausland rein. Ich saß dann immer öfter im Flieger. Und von Würzburg aus musste ich dann immer erst nach Frankfurt fahren. Das war mir auf Dauer zu stressig. So habe ich dann in Berlin meine Zelte aufgeschlagen.

MusikBlog: Und von Berlin aus ging es dann raus in die weite Welt.

Andreas Schreck: Genau. (lacht)

MusikBlog: Wenn man sich deine bisherigen Stationen so anschaut, dann könntest du mittlerweile auch problemlos als Reiseführer arbeiten. Was waren denn die bis dato spannendsten Ausflüge?

Andreas Schreck: Das ist schwer zu beantworten. Jedes Land hat seinen eigenen Charakter. Die Menschen, die Orte, die Kultur: Da wird man mitunter schon von Reizen überflutet. Asien finde ich beispielsweise extrem spannend. Da ist irgendwie alles anders: das Optische, die Gerüche, diese ganze Mystik. Das hat schon was.

MusikBlog: Ich habe mal was von einem überdimensionalen Tigerkopf in Thailand gelesen. Was war denn da los?

Andreas Schreck: Ja, das war auch ziemlich abgefahren. Da habe ich irgendwo im Dschungel vor 4.000 Leuten aufgelegt. Und die Bühne war halt Teil dieses aufgebauten Tigerkopfes.

MusikBlog: Sind die Leute da anders drauf, als in Europa?

Andreas Schreck: Auf jeden Fall. Es kommt aber auch immer drauf an. In Thailand hat man meist ein internationales Publikum. Da sind auch immer viele Touristen zugegen. Die wollen dann einfach nur feiern. Da ist der Unterschied nicht so groß. In Japan legt man wiederum vor komplett anderen Menschen auf. Da sind immer viele Nerds am Start. Die kennen sich teilweise sogar mit Katalognummern aus und wollen immer alles genau wissen und mitbekommen. Ich bin auch gerne in Südamerika unterwegs. Da haben die Leute einfach die Sonne gefressen. Da geht immer die Post ab. Da stehe ich drauf.

MusikBlog: Gibt’s noch einen Fleck oder eine Location…

Andreas Schreck: Oh ja! Sogar viele!

MusikBlog: Raus damit.

Andreas Schreck: Im Sommer geht’s beispielsweise erstmals nach Kolumbien. Da freue ich mich schon total drauf. Und im kommenden Jahr flieg ich nach Kapstadt. Da war ich auch noch nicht.

MusikBlog: Was für ein Leben.

Andreas Schreck: Ja, ich kann mich nicht beklagen. Es läuft gut. Das Ganze hat aber natürlich auch viel mit Arbeit zu tun. Man muss schon gerne unterwegs sein, wenn man sich als DJ einen Namen machen will. Jemand, der gerne sesshaft ist, wird es im Business schwer haben.

MusikBlog: Seit Mitte März bist du jetzt mit deiner neuen EP “Can U Dig It” unterwegs. Die Scheibe klingt sehr organisch und warm. Mit technoiden Sounds hast du nicht mehr viel am Hut, oder?

Andreas Schreck: Nicht wirklich. Ich will mehr kreieren als nur stumpfe Maschinensounds. Das Quantisieren von Loops und Beats ist mir zu wenig. Das hängt natürlich auch mit meiner Hip Hop-Vergangenheit zusammen. Da hat sich über die Jahre ein großes Wissen an Samples angesammelt, das ich jetzt verstärkt in meine neueren Produktionen mit einbinde.

MusikBlog: Du hast jetzt in drei Jahren fünf EPs vom Stapel gelassen. Zwischendurch fliegst du um die halbe Welt. Ein Leben für die Musik? Oder findest du noch Zeit für andere Schwerpunkte in deinem Leben?

Andreas Schreck: Eigentlich lebe ich nur für die Musik. Sicher, ich nehme mir auch Zeit zum Ausspannen, treffe mich mit Freunden und passe auf, dass ich es nicht übertreibe. Aber die Musik steht schon im Vordergrund.

MusikBlog: Du sollst aber nebenbei auch noch im Modebereich zu Gange sein. Stimmt das?

Andreas Schreck: Ja. Ich versuche da gerade ein bisschen reinzuschnuppern. Mode interessiert mich. Streetwear insbesondere. Mal gucken, was die Zukunft bringt. Im Merchandise-Bereich bewegt sich dahingehend schon einiges.

MusikBlog: Busy, busy, busy.

Andreas Schreck: Immer.

MusikBlog: Na dann: Weitermachen.

Andreas Schreck: Mach ich. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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