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Spookyland – Beauty Already Beautiful

Was zu viel ist, ist zu viel. Damit werden Spookyland wohl ihre ganze Karriere hindurch konfrontiert werden, zumindest solange Marcus Gordon am Mikro steht. Der extraordinäre Gesang des Australiers will entweder bedingungslos geliebt sein, oder aber er schlägt alles und jeden in die Flucht, noch bevor das Debütalbum eine volle Runde drehen durfte.

An idiosynkratrischen Stimmen werden sich immer die Geister scheiden. Bob Dylan hatte ein ähnlich quäkendes Organ wie Gordon. Das kann durchaus reizvoll sein. Es dürfte aber niemanden geben, der Dylans Stimme ernsthaft als „schön klingend“ empfindet. Sein Storytelling, sein Umgang mit Sprache, seine radikale Reduktion fingen seinen Makel als Sänger jederzeit auf.

Bei Spookyland könnten die sonnendurchfluteten Gitarren und das in Down Under gestrandete Hoch des Brit-Pop als Auffangnetz fungieren – wenn sie die dafür nötigen Räume bekämen. Gordon thront jedoch so selbstsicher und lautstark über den Stücken, dass seine Quengelei spätestens ab der Hälfte der Platte ermüdend und bis zum Enden enervierend ausfällt.

Obwohl er sich im Vergleich zu seiner ersten EP „Rock And Roll Weakling“ personelle Verstärkung ins Boot geholt hat, spürt man in jeder Sekunde, dass „Beauty Already Beautiful“ sein Baby ist. Solipsist Rock And Roll nennt er den Stil selbst. Ob ironisch oder nicht. Der Solipsismus besagt, dass nichts außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert. Insofern ist diese Genredefinition ein Volltreffer.

Gräbt man sich durch die obere, solipsistische Schicht, lässt sich darunter The Verve erahnen und die Wärme von The War On Drugs flüchtig antasten. Die Zutaten stimmen, allein die Songs sind weniger zielstrebig und nur mit wenigen Richtschnüren versehen. Es gibt kaum ein Stück, das sich als Singlekandidat aufdrängen würde.

Das leicht megalomanische „Big Head“, das bisweilen an Oasis erinnert, ist noch am ehesten ein definierbar griffiger Song. Dabei waren die popkulturellen Songstrukturen in diesem Genre doch zu jeder Zeit elementar?!

Jedenfalls heißt Marcus Gordons Bruder lustiger Weise Liam und spielt bei Spookyland Gitarre. Vielleicht erkämpft er sich eines Tages die Augenhöhe, auf der sich die Gallaghers in ihren besten Tagen immer begegnet sind.

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