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Augustines – This Is Your Life – Kindliche Früherziehung

Für sechs Sekunden schleudern uns Augustines alles entgegen, was sie haben. Dann stellt Billy McCarthy die entscheidende Frage: „Are we alive / Or are we just kidding ourselves?“ Und gibt zumindest für sich selbst direkt im Anschluss die Antwort. “I’m terrified of being alone / The pale dying light out my back window is fading“.

Der Auftakt zur dritten Platte der New Yorker Powerpop-Rocker beginnt so entschlossen und energetisch, dass die Band danach kläglich an ihrem Versprechen scheitert, dass sie mit „Are We Alive“ vorausschickt.

Das Trio, das sich zu Zeiten seines Debütalbums „Rise Ye Sunken Ships“ aus 2011 noch We Are Augustines nannte, hängt nach dem gelungenen Auftakt die Gitarren fast komplett in den Wandschrank oder versteckt sie zumindest so gut unter schmachtendem Bombast, dass sich das Indie-Etikett eigentlich komplett verbietet.

„This Is Your Life“ läuft über vor Drummachines und Synthesizer, die nicht selten überholt klingen, so dass die Platte ohne ihre beherzt komprimierte Produktion auch eine Kopfgeburt aus den 80ern sein könnte. Billy McCarthys schwelgend theatralische Stimme ist über so seelenlosen Elektropopsongs wie „When Things Fall Apart“ und „Running In Place“ nahezu vergeudet.

Die klagende Wärme, mit der er auf den Vorgängern den Schmerz über den Tod seines jüngeren Bruders verarbeitete, gestaltet sich hier diffuser. Waren die beiden ersten Platte musikalisch zwar auch ambivalent, konnte man zumindest erahnen, wie McCarthy zumute ist.

Bei „This Is Your Life“ hat man keinen blassen Schimmer. Ist das noch Schmerz oder schon Lebensfreude? Oder das sahnige Dazwischen? Am ehesten fühlt es sich nach dick aufgetragenem Manifest über unwegsame Ziellosigkeit an – ausgenommen „May You Keep Well“, das dafür mit seiner infantilen Melodie nach kindlicher Früherziehung klingt.

Um auf die eröffnenden Zeilen von „This Is Your Life“ zurück zu kommen: Wenn Augustines so weitermachen, könnte das Licht, dass sie mit ihren kleinen Indiehymnen auf den ersten beiden Alben in vieler Herzen entfacht haben, tatsächlich bald verblassen und stattdessen zum „schlechten Scherz“ verkommen. Es wäre McCarthy & Co ganz sicher nicht zu wünschen.

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