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Ball Park Music – Every Night The Same Dream – Keinesfalls Albtraum

Mit hippen Indie-Pop begeisterte das australische Quintett Ball Park Music beim letztjährigen Reeperbahnfestival im rappelvollen Molotow. Die Band aus Brisbane hinterließ so viel Eindruck, dass sie prompt auf der Couch von MTV-Ikone Ray Cookes landete.

Ihr Bekanntheitsgrad blieb trotzdem regional beschränkt. In Down Under waren Nominierungen für nationale Musikawards und reichlich Airplay Lohn für ihre Arbeit, ihr erstes internationales Release „Puddinghead“ konnte außerhalb des Kontinents daran nicht anknüpfen.

Dass ihr Sound in der Lage ist, nicht nur Kängurus zum hüpfen zu bringen, will die Band mit dem Faible für slackerhafte Cleverness im Songtitel („Everything Is Shit Except My Friendship With You“) nun erneut global unter Beweis stellen.

Auf „Every Night The Same Dream“ findet sich vieles, mit dem bisher gepunktet wurde, wagt die Band aber gemeinsam mit Produzent Matt Redlich mehr musikalisches Risiko, schließlich war es ein erklärtes Ziel, eine Platte jenseits aller Erwartungshaltungen aufnehmen.

Wer wagt gewinnt, lautet das Motto. Es rumpelt ein Kochtopf-Schlagzeug durch den Opener „Feelings“, finden sich in „Nihilist Party Anthem“ jene ruppigen Elemente für den die Fünf schon vorher den Weezer Vergleich kassierten, das Gitarrensolo schneidet Furchen in die Harmonien von „Whipping Boy“, wechseln im Verlauf der Platte Rhythmus und Melodie mit der Souveränität der Überzeugung.

Kräftig orgelnden Seventies Glam-Rock gibt`s in „Ever Since I Turn The Lights On“, als psychedelischer Trip entpuppt sich „Peppy“, bekommt der Beck verdächtige LoFi von „Don`t Look At Me Like That“ doch noch Schwung.

Nach getragenen Beginn der sieben Minuten „Pariah“ platzt das Stück bald aus allen musikalischen Nähten, mündet die Piano-Linie in einem Highspeed-Shoegazer mit Trommel-Feuerwerk, um schließlich pathetisch auszuklingen.

Außer der Dynamik, vor der das Album an vielen Stellen sprüht, haben Sänger Sam Cromack und seine Kollegen auch das Händchen, Balladen wie „Leef“ oder „Suit Yourself“ nicht zu nah am Rande des Kitsches zu platzieren.

Trotz oder gerade wegen seltsamster Harmonien, die zuletzt auch ihre Landsleute Methyl Ethel kultivierten, gehen viele Stücke nicht nur ins Ohr, sondern auch ins Bein und immer dann, wenn die musikalische Reise im Universum nerdiger Soundfrickelei zu enden droht, biegt das Quintett wieder in die Pop-Spur ab, die wie in „Blushing“ auch über komplette Songs gehalten wird.

In diesen, am meisten zugänglichen, Momenten ihres Albums erinnert das Quintett ein wenig an Clap Your Hands Say Yeah, erhaben für den Moment, etwas zu leicht um sich nachhaltig im Konsumentenohr zu verankern.

Wenn sich die Platte manchmal auch im eigenen Stil-Puzzle verzettelt ist „Every Night The Same Dream“ jedenfalls kein Albtraum.

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