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The Album Leaf – Between Waves

Anfang der 2.000er hatte Jimmy LaValle noch vier bis fünf Bands gleichzeitig am Start, die musikalisch das gesamte Spektrum von Höllenlärm bis sanfte Brise abdeckten – darunter die Grindcore-Truppe The Locust und die Postrocker Tristeza. In den letzten Jahren konzentrierte sich der alleinige kreative Kopf hinter The Album Leaf vor allem auf Soundtracks und Kollaborationen und arbeitete unter anderem mit Singer-Songwriter Mark Kozelek alias Sun Kil Moon zusammen.

Nun scheint ihn wieder die Lust auf Eigenes und vor allem auf leise Töne gepackt zu haben: Mit The Album Leaf belebt LaValles sein Ventil für ambient-lastigen Postrock mit elektronischer Unterstützung wieder, dem er auf Albumlänge zuletzt 2010 auf „A Chorus Of Storytellers“ frönte.

Auch „Between Waves“, das sechste Album des Projekts, bietet erwartungsgemäß Meditatives, verlässt sich zur Erzeugung seines Klangflusses aber zugleich zu auffallend großen Teilen auf elektronische Rhythmen und Percussion: Der Opener „False Dawn“ und „Lost In The Fog“ sind zwei Beispiele unter vielen für LaValles gekonntes Hantieren mit Ruhe und Hektik, indem beide Tracks ihre bemerkenswert homogene Klangmischung aus Synthesizern und akustischen Instrumenten wie Gitarre, Trompete und Streicherflächen auf stoisch-klappernden Krautrock-Beats dahingleiten lassen.

Dem soghaften Charakter eines Songs wie „Glimmering Lights“ kommt dabei sehr entgegen, dass „Between Waves“ über weite Strecken instrumental ist: In stetigem, klanglichem Auf und Ab lässt LaValle seine Musik hier zwischen Euphorie und Ruhepol pendeln, ohne dass ein Songtext irgendeine Konkretheit erzwingen würde.

Wenn er seinen Kompositionen Gesang hinzufügt, sind die Melodien simpel und im besten Sinne unaufdringlich: Im dritten Song“ New Soul“ etwa schwebt seine Stimme körperlos über Beats und breiten Hallflächen; in „Never Far“ schafft sein schläfriges Timbre einen beruhigenden Kontrast zu den im Hintergrund brodelnden Breakbeats und Synth-Arpeggios.

Im Titeltrack, der das Album abschließt, wirkt das mantraartig skandierte „Between waves I take my breath“ wie ein weiteres Instrument im scheinbar endlos dahinfließenden Klangfluss. Auf Steigerung, Spannung und Höhepunkte verzichtet LaValle dabei zugunsten der Strömung ganz bewusst – ausnahmsweise ist das mal eine gute Sache.

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