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Lucy Dacus – No Burden

Lucy Dacus will nicht mehr lustig sein. Gleich zu Beginn ihres Debütalbums, im Opener „I Don’t Wanna Be Funny Anymore“, tut die US-Singer/Songwriterin aus Richmond/Virginia diesen Wunsch unmissverständlich kund.

Zum Glück für die Hörerschaft geht er nicht in Erfüllung: Bereits die Strophen sprühen schon wieder vor hintergründigem Witz, in den Dacus ihre Suche nach gesellschaftlichen Rollenoptionen hüllt: „Is there room in the band?/I don’t need to be the frontman/If not, then I’ll be the biggest fan.“

Natürlich wäre ihr das eigentlich zu wenig: Lucy Dacus fühlt sich eigentlich hörbar wohl als Mastermind hinter „No Burden“ und entsprechend selbstbewusst und vielseitig bringt sie ihre Indie-Rock-Nummern unters Volk: Knurrend-warme Gitarren und lässige Beats tragen ihre unaufgeregte Stimme in den meisten Songs, manchmal gesellen sich eine Orgel oder Backing-Chöre dazu und geben einem Track wie „Green Eyes Red Face“ Hymnencharakter.

In „Trust“ singt sie allein zur Akustikgitarre, in „Familiar Place“ verlässt sie sich ebenfalls auf eine minimalistische Instrumentierung, die den introvertierten Charakter des Tracks zur Geltung bringt. Musikalisch gesehen sind ihre Songs damit nichts Ungewöhnliches; sie sind aber angenehm simpel arrangiert – und erfüllen damit ihren Zweck.

Wichtiger sind nämlich sowieso die Texte, die jederzeit die Musik ins richtige Licht rücken: Dacus’ Lyrik lebt von ihren pointierten Beobachtungen, die sie in kreative Sprachbilder zu verpacken weiß: „I thought you’d hit rock bottom/But I’m starting to think that it doesn’t exist/’Cause you’ve been falling for so long/And you haven’t hit anything solid yet“ singt sie in „Strange Torpedo“; „Is that a hearse or a limousine“ wundert sie sich in „Troublemaker Doppelganger“.

Trotz des herrlich selbstrefenziellen Openers ist Lucy Dacus’ Poesie dabei selten witzig im Wortsinne: Melancholie, Selbstreflexion und das Verarbeiten von Unsicherheiten nehmen in den Texten auf „No Burden“ großen Stellenwert ein.

Songs wie das dynamische, siebeneinhalbminütige Epos „Map On A Wall“ regen entsprechend eher zum Träumen als zum Lachen an. Witzig im Sinne von „geistreich“ ist das Album aber mit schöner Regelmäßigkeit – und damit eine Fundgrube für alle, denen clevere Lyrics ebenso wichtig sind wie geschmackvolle musikalische Umsetzung.

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