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Jamie Lidell – Building A Beginning

Im verlässlichen Dreijahresrhythmus groovt der Jamie Lidell uns wieder die Ohren voll. Nach seiner leicht verkokst erklungenen Electro-Pop-Phase mit dem selbstbetitelten Album „Jamie Lidell“ vor drei Jahren, regiert nun wieder der Retro-Soul, straight aus dem Michael-Jackson-war-noch-ein-Kind-Zeitalter.

Der Jamie ist ja inzwischen sesshaft geworden. Von London, über Berlin und New York ist ausgerechnet das für gänzlich andere Musik-Genres bekannte Nashville die Heimat des kosmopolitanen Briten geworden. Geheiratet und Kinder bekommen. Das macht diesen extrem pärchen- und schlafzimmertauglichen Soul-Funk natürlich nochmal eine ganze Spur schmusiger.

Die Liebe will irgendwo hin. Seine Neue ist in erster Linie sein Sohn. Und der wird besungen, gepriesen und hochgehalten, was das Zeug hält. Leider kann das bereits recht anstrengend sein, wenn das die Eltern gewordenen Freunde in den Social Medias überreizen und mit beständig digitalem Content zu untermauern versuchen:

Mein Kind ist das schönste, ich liebe es gar sehr. Und was Kinder in aller Regel als Erwachsene davon halten, von ihren Eltern zu unmündigen Zeiten digital herumgereicht worden zu sein, zeigt schon eine alte Simpson-Folge, in der Bart Homer erfolgreich verklagt.

Klar, der Jamie und sein unwiderstehlicher Matrazen-Funk für die Stündlein zu zweit hat seinem Platz im soul-affinen Hörerherzen sicher, mit all den coolen alten Songs aus der „Multiply“- und „JIM“-Ära.

Das Mehr an Körnigkeit, welches mit „Compass“ dazu kam, stand ihm gut, und auch wenn es leicht protzig war, auch den obercoolen Elektro-Pop des letzten Albums verkörperte Lidell mit aller Nonchalance.

Aber irgendwie will das auf „Building A Beginning“ nicht mehr in der gleichen Weise aufgehen, mit den lidellschen Feel-Good-Vibes und dem Hörer. Seine sexy Musik war sexy, weil sie sich um die sexuelle Anziehung zweier Menschen drehte, jetzt will die Musik noch immer sexy sein, retro-souliger denn je, aber das Thema ist die unabdingbare Liebe zum eigenen Kind.

Wahrlich, Jamie Lidells fünftes Album ist kein schlechtes, zwei Kracher sind auch wieder drauf, aber in Bestform ist er gerade nicht.

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