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Junk Son – Beginning, Ending, Pretending

Dank dieses ambitionierten Debüts dürfte London das Mekka der melancholischen Songwriter und Popentwürfe bleiben. Doch während James Blake und Douglas Dare ihre lyrischen Ergüsse solo in Electronica-Konturen gießen, gilt beim Quintett Junk Son das Motto: Zusammen ist man weniger allein.

Trotzdem gibt es einen Kopf der Band. Es ist ihr Gründer, John Dunk, frisch graduierter Klang-Nerd am Goldsmiths College, einer nicht nur in London renommierten Adresse für bildende Kunst. Er scheint die Band zu dirigieren, sorgt für den Feinschliff und webt seit geraumer Zeit an Texturen aus handgemachten Techno, Dreampop und Dub ohne step. Selten klang Electronica so organisch.

Im Opener treffen verschlungene Streicher auf entrückte Beat-Passagen, sakrale Chöre mit Vocoder-Bett und pointierte Gitarreneinsätze. Generell streicht die Auswahl von “Beginning, Ending, Pretending” verschiedenste Klangareale.

Während “Pace By Pace” mitunter an die wuchtigen Bässe von Moderat erinnert, klingt “Fool” mit seinen komatösen Stimmarrangements und kargen Beats wie die Schnittstelle von Daughter und Massive Attack.

Auch wenn nicht selten der Verdacht aufkommt, dass Clubmusik die strukturelle Basis der Nummern bildete, es ist die Entschleunigung, die die elf Stücke vereint. Mit dem feinen Unterschied, dass Easy Listening bei Junk Son alles ist, nur nicht easy – und karge, skelettierte Clubbässe (“Games”) auch auf Vögelgezwitscher-Recordings treffen können.

Nahezu scheint es, als hätte sich “Beginning, Ending, Pretending” die Aufgabe gemacht, die Enttäuschungen nach dem letzten Clubexzess zu dokumentieren. Melodramatisch wird es dabei allerdings nie, Junk Son kennen ihr Limit zumindest nach dem zuvor ausgereizten.

Obwohl fünf Handpaare sich hier an klassischem Bandinstrumentarium und elektronischen Apparaten abgearbeitet haben, ist eine eigene Signatur erkennbar. Das Gespann gebärt einen überraschend dichten Sound, wie prädestiniert für urbane Tristesse, einsame Nachtwanderungen an der Themse und nicht enden wollende Taxifahrten durch verregnete Straßen Londons.

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