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Ami – Live im Turmzimmer, Hamburg

Ist Ami meine Musik? Klares Jein. Nette Hintergrundmusik privat, zuhause vor dem Kamin.

Die Bühne im Turmzimmer des Hamburger Uebel & Gefährlich ist ungefähr so groß wie eine Mittelklasse-Küche, trotz Minimal-Schlagzeug komplett vollgestellt. Die Band sortiert sich auf die Bühne, Jungs von nebenan, Jogginghose, Baseball-Cap. Auf den ersten Blick nicht aufregend. Ami selber der nette Wuschelkopf und unscheinbar nett. Bis sie anfängt zu singen. Ab der ersten Silbe ist der Raum komplett gefüllt mit Stimme.

Gemischte Songs aus beiden Alben. Viele davon, ein echt ausgiebiges Set. Von Stück zu Stück steigt die Stimmung und der Sound fühlt sich immer intensiver und vollständiger an. Wie alt soll Ami sein, 20 Jahre? Unvorstellbar, klingt definitiv viel reifer.

Manche der erfahrenen Weltschmerz-Texte passen zur Stimme, nicht zum Alter. Umso länger die Münchenerin singt, umso mehr verlagert sich die Musik vom Kopf in den Bauch. Das scheint vielen im Publikum so zu gehen.

Als Ami Warning sich freut, was für eine tolle Band sie dabei hat, trifft das den Nagel auf den Kopf. Bandnamen, die nur den Kopf der Truppe nennen, klingen gerne nach Ego-Trip. Aber hier ist die Band, handwerklich richtig gut, dazu da, Amis Stimme und Person zu transportieren. Und scheinen gleichzeitig ihre größten Fans zu sein. Geht aber auch ohne. Als sie ein Stück alleine mit akustischer Gitarre bestreitet, fehlt fast nichts.

Konsequent keinerlei Show, nur dezente Bewegung und glaubwürdige Mimik. Ami und Musik werden eins. Das ist Musik ohne Firlefanz. Umso länger das Konzert geht, desto weniger bleibt es Konzert. Ein Gig unter Freunden, so scheint es auch beim Publikum anzukommen.

Das letzte Stück ohne Mikroständer und Gitarre. Als Ami tanzt, hilft das der Stimmung, aber ihre Gitarre hinterlässt ein kleines Vakuum.

Vorbei, runter von der Bühne. Mist – kein Ausgang, kein Backstage, also sofort wieder rauf. „Jungle“ als Zugabe, ein zweites Mal etwas flotter und noch zwei weitere Stücke, dann ist wirklich Schluss.

Der Schluss-Schmunzler am Merch-Stand: „Habt Ihr die erste auch auf Vinyl?“ – „Ach Vinyl heißt das? Ich kenne das nur als Schallplatte.“

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