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Gwenno – Le Kov

Kornisch ist eine jahrhundertealte, britannische Sprache, die zunächst von den angelsächsischen Invasoren gesprochen wurde. Heute ist sie vor allem von akademischem Interesse, im Gegensatz zu seiner verwandten Sprache Walisisch, welche noch immer weitergetragen wird und tatsächlich im Alltag verbreitet ist. Für Gwenno Saunders bedeutet kornische wie walisische Sprache Heimat und auch Muse.

Der Vater der 36-jährigen, Timothy Saunders, galt als literarischer Historiker und kornischer Poet, ihre Mutter Lyn Mererid sprach fließend Walisisch – also lehrten sie auch ihrer Tochter die traditionsreichen Sprachen. Damit zählt Gwenno zu den noch wenigen Muttersprachlern und widmet ihre Musik auch ihren Wurzeln.

Nachdem sie sich 2005 bis 2010 mit den Pipettes eher dem Girl-Pop zuwandte, führt ihr zweites Soloalbum „Le Kov“ nun geradezu malerisch über diese Grenzen hinaus. Mit eingeschobenem Sprechgesang, melodisch stimmigen Positionierungen und minimalistischen Elektro-Schichten setzt Gwenno ihre Muttersprache in zehn Songs in Szene.

Zugegeben: für ungeübte – als für die meisten – Ohren, klingt der ohnehin schon elfenhafte Gesang von Gwenno wie die fiktive, aber grammatisch durchdachte Sprache mythischer Wesen aus einem beliebigen Fantasy-Bestseller, in der Betonung dann doch irgendwie vertraut, zwischen Französisch und Finnisch.

Aber hat sich dieser Gedanke erst einmal festgesetzt, fällt es auf „Le Kov“ auch umso schwerer, ihn wieder abzulegen. Gwennos Dream-Pop-Melodien stellen nur bedingte Hilfe dar, verlieren sich aber zum Glück oft genug auch in hitverdächtigen Indie-Rhythmen („Tir Har Mor“) oder gar in chanson-artigen Versuchen („Jynn Amontya“).

Im filmmusik-würdigen Opener „Hi A Skoellyas Liv A Dhagrow“ fragt sie passend: „Ist noch Platz für andere Geschichten?“ Das eingängige „Eus Keus?“ kommt dem Pop dank seinem tanzbaren Tempo wohl noch am nächsten. Doch auch ohne dem funktioniert Gwenno, zwar mit Elfen-Kopfkino, aber das ist ein Abstrich, den sie sicher verkraften kann.

Gwenno versieht das historisch verankerte Kornisch mit einer modernen Note und präsentiert ganz nebenbei vielseitiges Songwriting so fernab von den Pipettes, wie es gar nicht ferner sein könnte.

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