Revivals ziehen immer noch ihre Kreise. Eine kurz glühende Grunge-Band, die Anfang der Neunziger einen Nerv traf, waren Belly aus Boston.

Ihr 1993er Debüt „Star“ bekam gleich Gold-Status und hatte den richtigen Mix aus Pop-Appeal und wuchtiger Rock-Kraft, nach der damals die Jugend dürstete. Das ist selbstredend lange her. Die Protagonisten Tanya Donelly (Gitarre und Gesang), die Brüder Thomas und Chris Gorman (Gitarre und Schlagzeug) sowie Gail Greenwood (Bass) sind längst Erwachsene mit Kindern und normalen Jobs.

Doch der Digitalisierung der Welt haben wir unter anderem einfach zu realisierendes Crowdfunding zu verdanken. Weshalb Belly nun ihr drittes Studioalbum „Dove“ veröffentlichen, satte dreiundzwanzig Jahre nach dem durchgefallenen Zweitwerk „King“ von 1995.

Leider reiht sich „Dove“ neben „King“ und nicht neben „Star“ ein. Belly bereiten einen brav-biederen Aufguss ihres ehemaligen Sounds auf. Die jugendliche Wucht ist dahin, schon klar, diese krampfhaft zu rekreieren zu versuchen, hätte nur schiefgehen können. Aber dieser Erwachsenen-Pop-Grunge aus Boston ist handzahm bis zur Bedeutungslosigkeit.

Belly im Jahre 2018 funktioniert genau die ersten zwei Songs lang: „Mine“ und „Shine On“ haben genug Hymnenhaftigkeit und melodiöse Tragkraft, dass man gerne mitsummt und sich an die Neunziger wohlwollend erinnert.

Doch der Rest des Albums offenbart songtechnische Limitationen noch und nöcher. Dass das wirklich Belly ist und nicht irgendeine Cheryl Crow-Cover-Band aus der kulturell leicht abgehängten Kleinstadt, merkt man nicht.

Auf „Dove“ wird leider so wenig gewagt und gezeigt, dass Belly sich hiermit als One-Album-Band manifestieren, dass sich am Ende halbgare Country- und Folk-Versuche tummeln, macht die Sache leider nicht besser. Wieder was gelernt.

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