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Ohne Musik hätte ich es nicht geschafft – Daniel Blumberg im Interview

Die Nachricht vom Tode eines Freundes aus Kindheitstagen, der Zusammenbruch einer siebenjährigen Partnerschaft und der stetige Kampf mit inneren Dämonen: Daniel Blumberg hat schwere Zeiten hinter sich. Nun versucht sich das Aushängeschild der Londoner Café-OTO-Szene mit Hilfe der Musik von all dem Ballast der jüngeren Vergangenheit zu befreien. Dafür schlägt Daniel Blumberg auf seinem Solo-Debütalbum “Minus” melancholische und bisweilen ziemlich verstörende Töne an. Wir trafen den Sänger, Songwriter und Produzenten in Berlin zum Interview und sprachen über musikalischen Halt, besondere Sound-Dynamiken und die Magie rund um das Café OTO.

MusikBlog: Daniel, die letzten Monate waren nicht einfach für dich. Du hast viel einstecken und verarbeiten müssen. Inwieweit kann die Musik in solchen Zeiten als “Medizin” fungieren?

Daniel Blumberg: Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie ich es ohne die Musik überhaupt geschafft hätte. Es gibt immer mal wieder Phasen im Leben, in denen nicht alles nach Plan läuft. Aber in meinem Fall ist schon ziemlich viel in relativ kurzen Abständen zusammengebrochen. Das steckt man nicht so einfach weg, wenn man keinen Halt hat. Glücklicherweise hatte und habe ich die Musik. Und es ist natürlich auch wichtig, die richtigen Leute um sich zu haben, wenn man musikalisch in eine bestimmte Richtung gehen will. Das alles war präsent. Und darüber bin ich sehr froh und glücklich.

MusikBlog: Wenn man die Umstände mit einbezieht: War die Produktion deines neuen Albums „Minus“ deine bis dato herausforderndste Arbeit?

Daniel Blumberg: Jedes Album ist eine Herausforderung. Während der Produktionsphase dieses Albums war ich natürlich besonders fokussiert. Zum einen war es für mich unheimlich wichtig, eine Form des Verarbeitens zu finden. Zum anderen wollte ich unbedingt mit genau den Menschen zusammen arbeiten, die mit an Bord waren. Es lag also immer eine besondere Atmosphäre in der Luft. Ich würde sagen, dass es sicherlich eine der außergewöhnlichsten Produktionen war.

MusikBlog: …und du warst schon an vielen Produktionen beteiligt.

Daniel Blumberg: Ja, das stimmt. Ich lass mich gerne auf Neues ein. Das steckt irgendwie in mir drin. (lacht)

MusikBlog: Diesmal hast du dich mit Vertrauten aus der Café-OTO-Szene zusammengetan. Aufgenommen wurde das Album dann im walisischen Nirgendwo. Welche musikalischen Besonderheiten zeichnet “Minus” aus?

Daniel Blumberg: In erster Linie spiegelt es genau die Dynamik wieder, die auch innerhalb des Café-OTO-Universums eine tragende Rolle spielt. Die einzelnen Zuarbeiten jedes Beteiligten lassen sich nur schwer beschrieben. Man muss sich einfach auf das große Ganze einlassen.

MusikBlog: Was zeichnet die Café-OTO-“Belegschaft” besonders aus?

Daniel Blumberg: Billy Steiger, Tom Wheatley und auch Ute Kanngiesser sind ganze besondere Persönlichkeiten mit einem ganz speziellen Gefühl für Musik. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl, mit all diesen Leuten an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Das Café OTO steht für Innovation und experimentelle Freiheit. Dort wird Musik gelebt. Es gibt dort keine Regeln.

MusikBlog: Bisweilen hat man beim Hören des Albums das Gefühl, als würde mindestens die Hälfte des Ganzen aus spontanen Sound-Eingebungen bestehen. Ist dem so?

Daniel Blumberg: Wir haben den Großteil des Albums innerhalb von einer Woche live eingespielt. Während so einer Phase, entwickelt sich eine ganz besondere Atmosphäre – vor allem, wenn man mit Leuten wie Billy und Tom in einem Raum weilt. Hinzu kommt das, was später noch mit eingebunden und verarbeitet wird: das eine oder andere Violinen-Thema oder ein ganzer Chor wie im letzten Song “Used To Be Older”. “Minus” ist das Ergebnis einer ganz speziellen Mixtur aus Konzept und Spontanität.

MusikBlog: Wird sich die Studio-Situation auch auf während der kommenden Live-Shows wiederspiegeln? Oder hast du für die Tour ganz andere Pläne?

Daniel Blumberg: Es ist noch nicht ganz raus, wie wir jede einzelne Show angehen werden. Ich denke aber, dass sich jedes Konzert in puncto Line-Up anders präsentieren wird. Das ist eine Vorstellung, die ich als unheimlich aufregend und spannend empfinde. Es ist ähnlich, wie im Café OTO. Alles kann passieren.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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