Mit dem eröffnenden Titeltrack seines Solo-Debüts sorgt Daniel Blumberg (Low, Lambchop) gleich zu Beginn für gespitzte Ohren. Trotz krächzender Violinen und sich schleppender Songwriting-Monotonie klebt das Ohr des Hörers wie eine plattgeschlagene Mücke an den heimischen Boxen. Triefende Melancholie macht sich breit – eingebettet in jazzig angehauchtes Songwriter-Konzept.
Im anschließenden „The Fuse“ übernimmt die übersteuert röhrende Gitarre den Part des Harmoniezerstörers. Das Grundschema bleibt jedoch erhalten: betörender Jazz-Pop trifft auf launige Pianobar-Sounds.
Auch der Rest des Albums erstickt jeglichen Anflug von positiv gestimmtem Format-Pop bereits im Keim. Gemeinsam mit seinen beiden Café-OTO-Mitstreitern Billy Steiger und Tom Wheatley zieht sich Daniel Blumberg in die hinterste Ecke zurück.
Dort entsteht experimentelle Langzeitkost für Schwermelancholiker („Madder“) und detailverliebt arrangiertes Gefrickel für von Gott und der Welt verlassene Zechpreller („Stacked“).
Trotz des nicht enden wollenden Schwermuts und des bisweilen arg grenzwertigen In-Fights zwischen sauber und dreckig bleibt man wie narkotisiert auf Empfang. Warum? Wieso? Weshalb? Keine Ahnung. Nach dem siebenminütigen Chaos-Rausschmeißer „Used To Be Older“ ist schließlich Schluss mit lustig. Ruhe kehrt ein.
Während das donnernde Beschwerdeklopfen des Nachbarn abrupt aufhört, bewegt sich der Finger langsam, aber zielgerichtet auf die Repeat-Taste zu. Und wenn sie das Ordnungsamt holen – ist mir völlig schnuppe. Ich muss hier einfach nochmal lauschen. Punkt.