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We Invented Paris – Are We There Yet?

We Invented Paris sind kurz vor diesjährigem Ladenschluss noch gerade rechtzeitig aufgeschlagen, um ihr viertes Album als Versöhnungsangebot offerieren zu können. Oder zumindest als Entgegenkommen auf halbem Wege.

„Catastrophe“ hatte vergangenes Jahr unangenehm viel Lack auf den Indie-Pop der Schweizer Band aufgetragen und die Grenzen des guten Geschmacks für ganz neue Hörerschichten ausgebeult. „Are We There Yet?“ wirkt da zunächst wie der erzwungene Schnellschuss auf Höhe des Erfolges.

Tatsächlich klingt nur ein Jahr später allerdings vieles ein gutes Stück überdachter als zuletzt. Die große Gleichmachung aus biederem Popanz von Mumford And Sons bis Honig will die Band nicht um jeden Preis mitgehen.

Dafür ist das leicht elektrifizierte Post-Punk-Stück „Happy Birthday“, das bei den jüngsten Kompositionen von Paul Banks locker mithalten kann, nicht der einzige Hoffnungsträger. Überhaupt singt Frontmann und Bandchef Flavian Graber in Songs wie „Okay“ oder „Camouflage Entourage“ auch mal öfter in der Stimmlage des Interpol-Sängers.

Einen weiteren Unterschied macht die aus Sustain-Gitarren und Synthesizern wunderbar zirpende Hintergrundkulisse in „Fires“, wo sich Graber dann fast ein bisschen wie Sascha Ring bei Apparat vorkommen muss.

Bei Graber laufen die Fäden zusammen, We Invented Paris ist vielmehr das von ihm gesteuerte Kollektiv als eine echte Band. In den Schweizer Bergen hat er im Kindheitszimmer seines Elternhauses dann auch das Gros der Platte selbst aufgenommen.

Vielleicht stellt sich im Albumtitel auch deshalb die Frage „Are We There Yet?“, die im Alltag für gewöhnlich von Kindersitzen auf Autorückbänken ausgeht.

Wegen einer immer noch recht dicken Soundpolitur und den schwülstigen „Fancy“ oder „Self Pity Jackass“ lässt sie sich mit dem gleichen elterlichen Reflex für We Invented Paris beantworten: Noch nicht ganz.

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