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Girlpool – What Chaos Is Imaginary

Ist Sound aus Los Angeles auch Sound für Los Angeles? Eine komplizierte Frage, wenn man dabei an Sonnenschein und Dürrefeuer, Reichtum und emotionale Ausbeutung denkt, wenn man an die Westküste der USA denkt und allein deswegen nur einen eingeschränkten Erwartungsspielraum aufrechterhält.

Girlpool, das sind Cleo Tucker und Harmony Tividad, kommen aus Los Angeles und machen seit fast sechs Jahren zusammen Musik, die man so gar nicht verorten will.

Im Zuge der immerzu fortschreitenden Rückbesinnung des Indie auf seine grundlegenden Eigenschaften, dem Vertonen von Emotionen auf möglichst ehrliche, weil persönliche und nicht fremdbestimmte Art und Weise, fahren Girlpool einen ähnlichen Kurs wie Snail Mail und Co. – aber eigentlich doch ganz anders.

Das aktuelle Album des US-amerikanischen Duos „What Chaos Is Imaginary“ bleibt seinem Titel nämlich treu und sucht die Antwort im Chaos.

Brüche im sonst so akustischen Sound spielen als synthetische Pausen fast schon visuell mit dem Gesamtbild des bodenständigen Sounds. Innerhalb weniger Momente wird dann aus dem Schlafzimmerprojekt ein Ambient-Orchester und umgekehrt.

„Where You Sink“ steht stellvertretend für eine DIY-Attitüde, die heutzutage sogar bandlose Menschen zu Dirigenten virtueller Musikgruppen macht. Dann geht – wie bei „Hire“ – sogar hymnischer Pathos zu zweit.

Das war’s dann? Ne, noch nicht ganz. Mit „Lucky Joke“ klingen Girlpool auf einmal sogar so jugendlich, wie sie sind, wecken Erinnerungen an die Zeiten, in denen Weezer noch nicht zur 80s-Coverband mit Skateboard mutiert waren.

Mit „Minute In Your Mind“ folgt dann wieder ungeschliffener Synth-Pomp.

„What Chaos Is Imaginary“ ist abwechslungsreich und macht Spaß, erlebt mehrere Transformationen vom mystifizierten Tagebucheintrag hin zum harmonischen Rundumschlag in Richtung anderer Bands, die mit mehr (alten) Männern an mehr Gitarren weniger zustandebringen.

Und wenn das nicht schon genug wäre, klingt der titelgebende Song des Albums auch noch ganz nach der Ordnung und Struktur, die sich Girlpool erfolgreich abgesprochen haben.

Ein Schachzug, um diejenigen stehen zu lassen, die nur reinhören? Und wenn, klappt eh nicht.

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