Swervedriver gibt es seit 30 Jahren. Nach fünf Alben und einer langen Pause kehren die Briten jetzt mit ihrem neuen Album „Future Ruins“ zurück.
Wo sich der atmosphärische Sound von Swervedriver vor 30 Jahren schon in ein heterogenes Becken an Gitarrenmusik fügen musste, sieht die musikalische Landschaft heute ganz anders aus. Wie Swervedriver klingt kaum einer mehr, und wenn, dann erst seit ein paar Jahren und aus Retronostalgie.
„Future Ruins“ klingt wirklich noch so, mitsamt unprätentiösem Albumcover. Das deutet nämlich schon an, was jedenfalls teilweise Inhalt des Albums sein soll.
Die zukünftigen Überreste der aktuellen Sensations- und Unterhaltungsgesellschaft klingen im titelgebenden Song „Future Ruins“ durch die Stimme von Adam Franklin noch unausweichlicher, verzerrte Gitarren mit Kaleidoskop-Effekt neben klagender Slacker-Manier.
In der Mitte des Albums gibt es mit „Everybody’s Going Somewhere and No-One’s Going Anywhere“ und „Golden Remedy“ einen ruhigen Interlude, der teilweise überladen und teilweise problematisch abgemischt wirkt.
So geraten hintergründige Spuren in den Vordergrund und lenken die Aufmerksamkeit weg vom Gesang, hin zur Dissonanz des Gesamtarrangements. Aber vielleicht ist es auch gerade das, was Swervedriver provozieren wollen.
Und wenn Slacker 30 Jahre durchhalten, ist das mindestens so eindrucksvoll wie der siebenminütige Abschluss „Radio Silent“, der einem linearen Aufbau mehrfach ausweicht und ein versöhnliches Ende kaum möglich macht.
Als musikalischer Gegenentwurf zum damals in England dominierenden Schuhgestarre klingt Swervedriver an Stellen wie ein Crossover vom Sophisticated-Indie der Anfang-80er und Seattles Grunge-Sound.
Das klingt auf dem Papier schon wieder wie ein derart hipper Hybrid, dass genug Leute über irgendwelche kuratierten Playlisten von „Future Ruins“ mitbekommen sollten. Und die meisten merken sicher nicht einmal, dass das, was sie da hören, schon seit 30 Jahren läuft.
„Future Ruins“ möchte in abgefuckter 90er-Rock-Manier das zukünftige Ende der Gesellschaft mit einem Soundtrack versehen. Dabei fällt nur weniges so auffällig aus dem Rahmen, dass die Platte so alt klingen würde wie die Band selbst ist. Hören? Trotzdem.