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Arbeitsgruppe Zukunft – Das nächste große Ding

Versetzt „Freunde“, Einsteiger von „Das Nächste Große Ding“ der Arbeitsgruppe Zukunft, noch in ein Bermudadreieck aus „Westerland“- Cover, Killerpilze und tönender Belanglosigkeit: Durchhalten lohnt, denn auf Albumlänge wird großzügig entschädigt.

Es sind ja auch mitnichten unbeschriebene Blätter, die hier ihr Staatsakt-Debüt feiern. Die Leipziger Poetry-Slam Legende Julius Fischer, der Kabarettist Marc-Uwe Kling und „Independent Liedermacher“ Michael Krebs feierten, gemeinsam mit „Die Pommesgabeln Des Teufels“, hinter denen sich Boris the Beast (Controller of Pressure) und Oheim des Todes aka Onkel (Director of Timing) verbergen und die sich auch bei AGZ an Bord befinden, schon längst Bühnenerfolge als Bandkonstellation.

Insofern ist „Das Nächste Grosse Ding“ auch weniger Musikalbum als mehrheitlich vertonte Comedy mit Anspruch, eine Revue gesellschaftlicher, selbstironischer und politischer Themen aus Vergangenheit und Gegenwart.

Wobei sich bei „Hättler“, einem Stück, getragen von Matzerathschen Blechgetrommel und dem Instrument eines frühen Hamelner Solisten, wieder einmal die Frage stellt, ob Satire alles darf. Darf sie, Tucholsky hat das schließlich so festgelegt.

In diesem Sinn bekommen Themen, von denen das ein oder andere schon das ein oder andere Mal zu viel Plattform bekam, ohne sich deshalb in seiner Relevanz zu verwässern, spitzzüngige Reime und flotte Melodien zugeteilt.

Trotzdem schien Material für einige Songs „Nicht Einfach Zu Finden“ gewesen zu sein, der hochdeutsch-sprechende Sachse gehört sicher dazu und Fischer als Landsmann wird sein Wissen an dieser Stelle eingebracht haben.

So breit in seinem Anliegen, so vielschichtig ist das Werk musikalisch aufgestellt. „Büro“ brettert in Math-Rock Manier los, swingt sich ein „Unbekannter Fehler“ und „Die Leute Woll`n Das So“ durch das Erbe des Roger Cicero, funktioniert „Smartphone“ als Endgerät-Exorzismus im Satzgesang und ist „Oben“ eine liebevolle Hommage an alle Deutschpoeten und kommt dabei ganz ohne das semantische Befindlichkeits-Grundgerüst Menschen, Leben, Tanzen, Welt aus.

„Unsere Ohren waren blind, unserer Augen waren taub“. Dank der Mitarbeit des Quintetts könnte es vielleicht noch vage Hoffnung für das Morgen geben. Dann werden Blinde wieder hören und Taube wieder sehen.

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