Mit dem Nachtbürgermeister, der zwischen cornernden Kids und Späti-Anwohnern vermitteln soll hat Der Bürgermeister Der Nacht nichts gemein.
Genauer gesagt, sind es ja auch die Bürgermeister der Nacht, die „Nacht“ als Habitat des Künstlers und „Bürgermeister“ als Begriff der Selbstbestimmtheit in diesen kreativen Stunden verstehen, und mit „Viel Spaß In Der Zukunft“ ihr zweites Album veröffentlichen.
Das Duo Fynn Steiner, als Literat zuständig für Text und Gesang , und Joachim Franz Büchner, Komponist und Multiinstrumentalist, hat seit dem 2015er Erstwerk „In Champagnerlaune“ unter Einbeziehung von Bassist Fabio Papais und Schlagzeuger Tobias Noormann ein klassisches Band Line-Up geformt, das nun mit der Produzenten-Institution Pascal Fuhlbrügge via Misitunes (in Kooperation mit dem legendären ZickZack-Label) den nächsten Teil ihrer Historie schreiben.
Fest vernetzt in der Hamburger Kunst- und Musikszene (insofern spricht der Titeltrack aus berufenem Mund über die Stadtentwicklung an der Elbe), werden die Protagonisten in einem Hamburger Theater mit einem 24-Stunden Konzert, womit sie diesbezüglich zu Wiederholungstätern werden, das Erscheinen der Platte umfassend würdigen.
Im Kunst-Genre-Grenzen sprengenden Event sind Gäste Teil des Programms, werden deren Beiträge weit von den besungenen Eitelkeiten aus „Daniel Richters Gartenparty“ entfernt sein.
Gäste gibt es nicht nur bei der Präsentation, sondern auch auf dem Album selbst, geben sich im Verlauf der Platte u.a. Veronica Burnuthian von Friends Of Gas oder Flumroc von Saalschutz das Mikro in die Hand.
„Viel Spaß In Der Zukunft“ ist ein zeit- und gesellschaftskritisches Statement aus dem Think-Tank der Kulturschaffenden, hanseatisch formal, präzise und kühl. Trotz der Verortung im „Ozean aus Bier und Ekel“ im Opener „Wir Überfluten Dich“ wird nicht mit den Folgen des eigenen Durchblicks kokettiert, schließlich ist die „Depression kein Geschenk“.
Musikalisch gibt es alles, was in der Indie-Musik, inklusive der band-inspirierenden The Fall, und anderswo Stilmittel war, geht es vom Pop über den knackigen Surf-Sound des bereits etwas betagteren „Gläser, Kultur und Psychosen“ zum Kriminal-Tango „Die Unterirdischen“. Und, wenn es der Sache dient, gibt es mit „Der Hass“ auch auf die Zwölf.
Möge Der Bürgermeister der Nacht viele Laternen der Erkenntnis anknipsen.