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Die Kerzen – True Love

Sicher gibt es in Mecklenburg-Vorpommern mehr Seen als relevante Bands. Wie diese Gewässer unterschiedlich tief sind, sind auf einer Torte üblicherweise mit unterschiedlich hoher Leuchtkraft beschiedene Kerzen zu finden.

Vier Musiker aus Ludwigslust gehören unbedingt zu den hellsten Wachslichtern.

Das Album-Debüt von Die Kerzen, welches der „Erotik International“-EP aus dem vergangenen Jahr folgt und wieder auf  Staatsakt erscheint, spricht vom Persönlichen im Kontext zum Großen und Ganzen, berichtet von dieser Gefühlsgemengelage aus selbstironischer Perspektive und paart diese Stimmung mit Achtziger-Ästhetik und zeitgemäß warmen Klängen.

Viele Indikatoren lassen sich in die Musik des Quartetts mit der Obsession für Duftkerzen hinein interpretieren. Alphaville vielleicht, Der Ringer, Rocko Schamoni oder Albrecht Schrader scheinen irgendwo im Klang-Gedächtnis der Protagonisten ihren Platz zu haben, arbeiten Die Kerzen in ihren 10 Songs jedoch mehrheitlich am ganz eigenen Pop-Gewirk.

Beschwingt dream-popt sich „Blue Jeans“ launig leicht durch Sonntagnachmittage, kann aber gleichermaßen gut das tiefphilosophische WG-Küchentischgespräch begleiten.

Die Gitarre federt durch „Saigon“, könnte der dortige Basslauf Puls der chinesischen Metropole sein, tupfen die Tasten von „Jelly del Monaco“ sanften Wave hinzu, bleibt die Erzählweise der Band, zu der außer der zuletzt hinzugestoßenen Keyboarderin noch Die Katze, Fiffy Blizz, und Super Luci gehören, mit ihrer – der Cloud-Rap-Sprache zugeneigten – Lyrik nachvollziehbar.

Von Melancholie singt das Titelstück und ebendiese Schwermut ist es, die den Gegenpol zu den flotten Melodienbögen bildet, die dafür sorgt, dass die Leichtigkeit der Arrangements nicht davon fliegt – Lebensschmerz als bodenhaftendes Element.

Flächendeckend, vielleicht am Nachhaltigsten in „Karamba“, weiß die Stimme von Felix Keller synthetischen Sound mit organischem Timbre zu verbinden, hat die Platte mit „Al Pacino“ einen ganz großen Moment.

So steuern möglicherweise auch Die Kerzen der dort besungenen „goldenen Zukunft“ entgegen, kommt es im weiteren Verlauf mit “Zu Spät” und „In Der Nacht Hast Du Geweint“ zu weiteren Großtaten.

Amour Fou oder „True Love“? Auf jeden Fall der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

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