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Das war eine tolle und wichtige Erfahrung – Velvet Negroni im Interview

Eiskunstlauf-Talent, Konzertpianist, Hip Hop-Rebell: Jeremy Nutzman aka Velvet Negroni hat in puncto Berufsfindung schon auf mehreren Hochzeiten getanzt. So richtig glücklich wurde er bisher aber nie. Mit seiner neuen Liebe, einer One-Man-Show-Mixtur aus R’n’B, Soul, Singer-Songwriter-Pop und elektronischem Allerlei scheint es aber richtig gut zu laufen. Kurz vor der Veröffentlichung seines Debütalbums “Neon Brown” trafen wir uns mit Velvet Negroni zum Interview und sprachen über außergewöhnliche Sounds, wachsenden Erfolg und das Gefühl vor Menschenmassen aufzutreten.

MusikBlog: Jeremy, du warst in der Vergangenheit schon unter mehreren Künstlernamen und mit verschiedensten musikalischen Ausrichtungen im Gepäck unterwegs. Dieser Tage erscheint nun dein Debütalbum unter dem Velvet Negroni-Banner. Welche Bedeutungen stecken hinter dem neuen Künstlernamen und dem Albumtitel “Neon Brown”?

Velvet Negroni: Der Name Velvet Negroni ist das Ergebnis einer langen Nacht in einer texanischen Bar. Ich war damals mit einem Freund in Austin unterwegs. Irgendwann stand dann dieser teure Cocktail vor mir auf dem Tresen. Seine Name: Velvet Negroni. Dieser Martini-Mix hatte so viele verschiedene Geschmacksnoten. Und trotzdem war da eine ganz prägnante Balance. Das passte perfekt in mein Musikbild rein. Und “Neon Brown”… Nun, das ist eigentlich der Titel eines alten Songs von mir. Auch hier geht es um Gegensätze. Neon und Braun, das passt ja erstmal nicht so richtig zusammen. Und dennoch klingt es nach etwas besonderem, einer ganz bestimmten Verbindung.

MusikBlog: Deine Musik ist eine intensive Melange aus R’n’B, Soul und pointierten Bauteilen aus dem Bereich Elektro-Pop. Wer oder was inspiriert dich beim Schreiben?

Velvet Negroni: Natürlich wächst man mit bestimmten Sounds auf. Man hört Songs im Radio, die man toll findet. Man geht auf Konzerte. Man tut all diese Dinge. Aber ehrlich gesagt, wenn es bei mir um den Prozess des Schreibens geht, dann blende ich das alles komplett aus. Ich konzentriere mich dann nur noch auf meine Gefühle und meine Gedanken. Ich möchte einfach wie ich klingen. Das ist mir sehr wichtig. Für mich ist das größte Kompliment, wenn mir jemand sagt, dass er meine Musik nicht kategorisieren kann. Genau darum geht es mir. Velvet Negroni soll wie Velvet Negroni klingen.

MusikBlog: Deine Songs sollen nahezu ausschließlich in der Nacht entstehen. Steckt da auch dein Streben nach einer gewissen Einzigartigkeit dahinter?

Velvet Negroni: Das basiert alles nicht auf einem selbstgesteckten Konzept. Sicher, ich will mit meinen Songs eine eigene Identität kreieren. Aber ich mache mir keine großen Gedanken darüber, wie ich diesbezüglich am besten vorgehe. Es passiert einfach. Die Nacht beispielsweise zieht mich magisch an. Wenn alle Leute schlafen, fühle ich mich unbeobachtet und frei. Das ist, als würde ich in meiner eigenen kleinen Welt leben. Und in dieser Welt, in diesem Moment, kann ich mich künstlerisch am besten ausdrücken. Das ist meine Zeit.

MusikBlog: Du hast einen langen und beschwerlichen Weg gehen müssen, ehe du dich als Mensch und auch als Künstler so ausdrücken konntest, wie du wolltest. Deine Adoptivmutter würde dich heute lieber irgendwo in einer feudalen Konzerthalle am Klavier sitzen sehen. Du hast aber einen anderen Weg eingeschlagen. Warum?

Velvet Negroni: Um es auf den Punkt zu bringen: Ich wollte einfach cool sein. (lacht) Ich wollte genauso hip sein wie all die anderen Kids in meiner Nachbarschaft. Das konnte ich aber nicht. Entweder saß ich daheim am Klavier, oder ich drehte im Eisstadion meine Runden.

MusikBlog: Stimmt. Du hättest auch Eiskunstläufer werden können.

Velvet Negroni: Ja, ich hatte Talent. Mit 16 war dann aber Schluss. Ich wollte Zeit mit meinen Freunden verbringen und nicht jeden Samstagmorgen Pirouetten drehen. Ich ging dann meinen eigenen Weg.

MusikBlog: Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem dir klar wurde, dass du mit Musik erfolgreich sein könntest?

Velvet Negroni: Erfolg ist ein sehr dehnbarer Begriff. In meinem Fall war es so, dass ich nie wirklich unzufrieden war. Sicher, es gab Zeiten, da schlief ich im Studio oder auf der Straße, weil ich sonst keine Bleibe hatte. Aber ich hatte die Musik, meine Leute um mich herum und das Gefühl inne, dass ich genau das mache, was ich machen will. Und ja, jetzt sitze ich hier und bin happy. Ich meine, das Album kommt bald raus, ich war mit Bon Iver auf Tour… Keine Ahnung, das sollte schon alles irgendwie so sein, denke ich.

MusikBlog: War die Tour mit Bon Iver dein bisher größtes Highlight?

Velvet Negroni: Absolut. Aber ich hatte schon ein bisschen die Hosen voll.

MusikBlog: Warum?

Velvet Negroni: Ich wusste nicht wie ich auf größere Menschenmengen reagiere. Ich bin ja noch nicht allzu viel live unterwegs gewesen. Das fängt ja alles gerade erst so richtig an. Wenn man dann gleich vor so vielen Leuten auftreten muss, dann kann das einem schon ein bisschen Angst machen.

MusikBlog: Lief aber ganz gut, oder?

Velvet Negroni: Es lief fantastisch. Es hat sich sogar besser angefühlt als in kleinen Clubs. Das hat mich ziemlich erstaunt. Je mehr Leute da waren, desto sicherer fühlte ich mich. Das war schon eine tolle und wichtige Erfahrung.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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