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Sam Fender – Hypersonic Missiles

Schon vor der Veröffentlichung seines Debütalbums ist Sam Fenders Show in der Kölner Live Music Hall ausverkauft. Im November letzten Jahres gewann er einen Monat nach Release seiner ersten EP „Dead Boys“ den Brit Critics‘ Choice Award, eine Trophäe die in früheren Jahren an Adele oder Sam Smith übergeben wurde. Man merkt – die Zeichen stehen gut für den jungen Briten.

Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den ersten Langspieler „Hypersonic Missiles“. Der Titel lässt bereits erahnen, dass es sich hier nicht um simplen Indie-Rock handelt, der über die letzte durchzechte Nacht oder die nächste oder letzte Liebe reflektiert.

Titel wie „White Privilege“, „Play God“ oder „Dead Boys“ sprechen Bände. Letzterer befasst sich mit dem Selbstmord junger Männer. In Großbritannien gilt Suizid als die häufigste Todesursache bei Männern zwischen 20 und 49 Jahren.

Fender greift diese Thematik auf und ermutigt Menschen über ihre Probleme zu reden und solche Themen zu enttabuisieren. Passend dazu beginnt der Song als zurückhaltende Ballade, bäumt sich gegen Mitte mit treibendem Schlagzeug jedoch auf und versprüht einen Vibe, den man von den ersten Gaslight-Anthem-Alben kennt, bevor das Quartett zu viel Weichspüler benutzte.

Apropos The Gaslight Anthem. Wo die sind ist Bruce Springsteen meistens nicht weit. Das trifft auch auf „Hypersonic Missiles“ zu.

Lyrisch erzählt Fender ähnliche Geschichten. Es geht um Politik, um verzweifelte Menschen, die vom Staat vergessen oder ignoriert worden. Bestes Beispiel ist „You’re Not The Only One“.

Nicht nur Zeilen wie „Tonight these streets are heaving / With young hearts on the chase“ lassen den Boss als Inspiration vermuten, sondern auch die Instrumentation. Spätestens beim ausgiebigen Saxophon-Solo gegen Ende gibt es keine Zweifel mehr.

Bei allem Springsteen-Vibe, den einzelne Songs nicht verhehlen können, ist „Hypersonic Missiles“ trotzdem ein breitgefächertes Debütalbum.

„White Privilege“ beispielsweise ist eine reine Akustik-Nummer, die den Fokus ganz klar auf den Text legt, der auch vor harten Aussagen wie „Signing online petitions / thinking I’m making a difference / Don’t wanna hear about Brexit / them old cunts fucked up our exit“ keinen Halt macht.

Allein für den Mut, gesellschaftskritische Themen anzusprechen, statt den einfachen Weg zu gehen und die nächste schnöde Liebesnummer zu schreiben, gehört Fender belohnt.

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