Seeed verkaufen die Lanxess-Arena in Köln nicht einmal, nicht zweimal, sondern gleich dreimal hintereinander aus. Weil die beiden Konzerte im Oktober nicht reichten, durften die Kölner sich gestern über eine weitere Zusatzshow freuen, bei der sich das Publikum bis zu den letzten Oberrängen unter der Decke stapelt.
Die Euphorie ist spürbar, denn schon vor den ersten Tönen wird getanzt und gekreischt. „This is Seeed, ya!“ – als bräuchte dieses Kollektiv noch eine Vorstellung.
Mit „Ticket“ beginnen Seeed ihr Set verhältnismäßig ruhig und trotzdem gibt es im Publikum kein Halten mehr. Das merkt auch Peter Fox, der postwendend schon beim ersten Song den Gesang in Zuschauerhände legt.
„Wir sind heute zum dritten Mal hier. Herzlichen Glückwunsch. Ihr kennt das ja jetzt alles schon, also singt doch mal“. Allerdings lässt die Textsicherheit gerade bei den neuen Songs noch ein wenig zu wünschen übrig, weswegen Dellé kurzerhand doch einspringt.
Nicht nur mit „Wonderful Life“, sondern mit ihrer ganzen Show feiern Seeed das Leben. Zu „Molotov“, „Augenbling“ und „Schwinger“ wird beherzt geschüttelt, getanzt und die Sorgen des Alltags werden zumindest mal bis in den Hinterkopf katapultiert.
Dabei wissen gerade Seeed, dass es Zeiten gibt, die einen herausfordern. Obwohl Peter Fox und Dellé bei „Lass das Licht an“ Unterstützung von Deichkinds „Porky“ erhalten und wie immer mit Backgroundsängern und Musikern sowieso allerhand los ist auf der Seeed-Bühne, ist eine Lücke zumindest bei manchen Songs nicht zu übersehen.
„Das hier ist für dich, Demba“, kündigt Dellé „You & I“ an, woraufhin zahlreiche Feuerzeuge und Handylichter die Lanxess-Arena in weißes Licht tauchen. Gegen Ende des Songs wirft ein einzelner, weißer Strahler einen Lichtkreis auf die Mitte der Bühne und Dembas Gesang erklingt vom Band, was den Zeilen „You and I gonna walk on forever / Until our dying day“ eine ganz neue Schwere verleiht.
Bereits zwei Songs später kann man die Melancholie zu Peter Foxs „Schüttel deinen Speck“ aber wieder abschütteln. Zu „Same Jam“ liegen sich dann alle in den Armen. „Frank will mich nach der Show auch immer umarmen, aber ich bin immer dagegen. Aber von Publikum darf man das ruhig mal verlangen“, findet Peter Fox.
„Das hat aber einen anderen Grund. Das ist unverschämt. Der hat einen Sixpack. Ich zeige hier jetzt demonstrativ mal meinen Speck“, erklärt Dellé, während er sein vollgeschwitztes Hemd nach oben zieht und hinzufügt: „Ladies, seid stolz auf euren Speck.“
Zum Abschluss drehen Seeed ihren Hit „Dickes B“ bei der Zugabe gleich mehrfach durch den Remix-Wolf und ölen ihren Reggae-Motor mit M.I.A.s „Paper Planes“ und Justin Timberlakes „Sexy Back“, bevor sie die Kölner mit „Aufstehn!“ entlassen.
Dank der freigetanzten Endorphine dürfte eben das am heutigen Mittwochmorgen nicht allzu schwer gefallen sein.