Die österreichisch-isländische Koproduktion mit dem persönlichen Gütesiegel von Herbert Grönemeyer und dem eingängigen Namen Oehl liefert mit “Über Nacht” ein Debütalbum, das nicht nach ewiger Bandgeschichte und zahlreichen Singles, sondern nach einem konkreten Konzept klingt – mit Bedroom-Pastiche versteht sich.
Das konkrete Konzept lautet, sich ultramodern und zugleich individuell zu geben. Ariel Oehls Stimme klingt nach gequältem Fernweh, den Leiden eines Künstlers, der sich im Dialog mit seiner Musik befindet. Und die besteht aus allem, was die eigenen vier Wände hergeben.
Minimale Beats, E-Gitarre in all ihren Facetten und gelegentlich eingestreute Samples untermalen die alltagspoetischen Texte Oehls, die sich irgendwo zwischen Verhandlung des Selbst und Postapokalypse bewegen. “Bisher” und “Himmel” stechen dabei besonders hervor und strahlen eine Gegenwärtigkeit aus, die in der deutschsprachigen Popmusik schon fast futuristisch wirkt.
In “Neue Wildnis” zeichnen Oehl ein düsteres Bild der Gegenwart, in der Stagnation und Einsamkeit gegen den gemeinschaftlichen Geist gesiegt haben. Die ewige Nacht wird zum Schauplatz der scheinbar aussichtslosen Suche nach Licht, bis die Sonne dann eben doch aufgeht.
Oehl machen Musik über die Sehnsucht und den unbändigen Willen, alles wieder ein wenig normaler werden zu lassen, die trotzdem nichts an der Situation enden können. All der Schmerz, das Leid, der Verzicht führen zu nichts, aber hören doch irgendwann auf. Oehl suchen nach Schnee und Leichtsinn und warten geduldig darauf.
Wir haben gleich noch mal nach Zitaten mit Öl gesucht, hier der Favorit, fast genau so gesagt von Jean Paul Getty:
“Um es im Leben zu etwas zu bringen, muss man früh aufstehen, bis in die Nacht arbeiten – und [Oehl] finden”. Würden die beiden so ähnlich auch unterschreiben, glauben wir.