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Drab City – Good Songs For Bad People

Läuft eine Schallplatte nicht Plan und weist deutlich sichtbare Wellen auf, die der Tonarm nicht mehr ausgleichen kann, fängt die Musik an zu leiern. Mit diesem Phänomen lädt einer der spannendsten Newcomer des Jahres in die Drab City.

Das benebelt schwankende Element des instrumentalen Openers „Entering Drab City“ legt dieses Debüt dann auch nicht wieder ab. Und eine windschiefe Antihaltung kittet Sound und Lyrics.

Denn einerseits bauen Drab City auf ein Fundament aus Flöte, Vibraphon und jazziger Gitarren-Akkorden, die jederzeit auf Drumcomputer oder funkigen Girlgroup-Pop treffen können. Andererseits projizieren diese Lieder textlich oft punkartige Ängste und Ressentiments.

Das schillernde „Working For The Men“ ist die Racheballade einer erniedrigten Servicemitarbeiterin, die in ihrer Vorstellung ihre männlichen Peiniger um die Ecke bringt.

Die psychedelische angehauchte Orgel-Gitarren-Nummer „Hand On My Pocket“ erzählt von einem mittellosen, umherirrenden Jugendlichen, der auf einer Wüstenstraße von einer nahe gelegenen Stadt erfährt, in der eine reiche Bürgerschaft leichte Beute verspricht. Der Klassenkampf ist greifbar.

Eine Kragenweite, wie Drab City dabei nie überdrehen, sondern Dub, Hip-Hop, Dream-Pop und jazzige Vibes in geradezu schizophrenem Tempo kombinieren. Wie sie auf entzückende Weise oldschool bleiben und mit Beats aus den Anfangstagen des Trip-Hop („Troubled Girl“) changieren.

Wer das zu abwegig findet, hat sich wohl noch nie den Soundtrack zu einer imaginäre Hochzeit von Mazzy Star und Damon Albarn vorgestellt.

Drab City greifen vor, wenn ihr “Live Free And Die When It’s Cool” nach den am Trip-Hop berauschten The Good The Bad & The Queen klingt und der Albumtitel „Good Songs For Bad People“ vor allem auf den ersten beiden Silben betont wird – ein bezaubernder Eiertanz in der antikapitalistischen Dämmerung.

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