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Young Knives – Barbarians

Das englische Duo Young Knives residiert im beschaulichen Ashby-de-la-Zouch, aus dem allein schon wegen des Namens nichts anderes als Poesie kommen kann, und Donkey Kong.

Das britische Videospielstudio Rare, das für “Donkey Kong Country” verantwortlich zeichnet, hat seine Wurzeln ebenfalls im britischen Örtchen, aus dem mit “Barbarians” ein unerwartet passender Soundtrack für den klempnerjagenden Krawattengorilla das Licht der Welt erblickt hat.

Denn die Young Knives, die mit “Barbarians” ihr erstes Album seit dem 2013 erschienenen “Sick Octave” veröffentlichen, wirken auf ihrer aktuellen Platte außerordentlich überzeugt davon, dem endgültigen Endgegner ordentlich eins auszuwischen – dem menschlichen Barbarismus.

Und der hat viele Facetten. Während in “Swarm” ein blecherner Retro-Sound fast an alte 8-Bit-Soundtracks erinnert, bestimmt in “Society for Cutting Up Men” ein herber Bass die Atmosphäre. Dazu gesellt sich ein proklamierender und hallender Gesang, der all die dunklen Abgründe des Lebens anprangert.

Zwischendurch und unvermittelt driften die Songs der Young Knives auf “Barbarians” in Shoegaze und Brit-Pop ab, mitsamt eingängiger Passagen, die so auch auf einem guten Ride-Track nicht fehl am Platze wären.

Und genau in diesen Gegensätzen liegt die Stärke von “Barbarians”, das sich eben auf der einen Seite spielerisch inszeniert und auf der anderen durch seine mosiakhafte Struktur aufrüttelt, Retromanie und Zukunftsangst zu einem musikalischen ergiebigen Gebräu vermengt, das mit Erwartungen spielt.

“Sheep Tick”, “Only a God” und “Jenny Haniver” gehen die Thematik auf noch experimentellere Art und Weise an. Die Tracks zeichnen in futuristischem Neo-Noir-Folk eine verwaschene und sich auflösende Menschheit, die in Fabelwesen und Götter der eigenen Sterblichkeit entkommen will – und dabei das Existieren vergisst.

Young Knives nutzen stark emotionalisierte Bausteine, um unproduktive Euphorie, Melancholie, Aggression und Resignation anzumahnen. Sie karikieren den Menschen, der sich selbst zu ernst nimmt und sein Leben zur epochalen Heldenreise stilisieren will.

Ohne Rücksicht auf Verluste gelangt Donkey Kong vielleicht ins nächste Level, der Mensch aber nicht zu Erkenntnis darüber, wo es wirklich hingehen soll. Stattdessen wird er zum Barbaren.

Der Hoffnungsschimmer dieser pessimistischen Platte? Sie klingt gut! Und zwar nach Post-Punk, der den Punk nicht nur als Kunstform angenommen hat, sondern als rebellischen Modus.

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