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Tim Hart (Boy And Bear) – Winning Hand

Hört man den Titel „Steady As She Goes“ ist der bei den meisten Alternative-Rock-Fans mit diesem einen Bassriff besetzt, das die Raconteurs vor 15 Jahren mit einer solchen Lässigkeit abgefeuert haben, dass man Jack White schlagartig noch besser fand als sowieso schon.

Dass die aktuellen Zeiten dazu einladen, ebenjene Redewendung für einen Songtitel zu verwenden, überrascht allerdings auch wenig. Denn, wenn irgendwas derzeit stabil und stetig läuft, dann scheinbar nicht enden wollende Episoden zwischen Lockdown, Abstandsregeln, Mundschutz und der Absatz von Handdesinfektionsmittel der Drogeriemärkte.

So startet also Tim Hart, auch bekannt als Mitglied der australischen Folk-Rocker Boy & Bear, sein mittlerweile drittes Soloalbum mit ebenjenem Titel und gibt damit einen stabilen Vorgeschmack darauf, was den Hörer auf „Winning Hand“ erwartet.

Denn „Steady As She Goes“ ist so etwas wie die Synthese aller Songs auf „Winning Hand“. Entspannter Indie-Folk-Pop, der den Roadtrip-Vibe eines Springsteen versprüht, während sich im Hintergrund unauffällige Streicher breit machen.

In den Lyrics spricht Tim Hart mehrfach von „Home“ und „Sunny days“ – das sonnige Australien kann man sich zu diesen Klängen nur allzu gut vorstellen. Im Laufe von „Winning Hand“ belässt er es bei diesen Zutaten, mal entschlackt, mal andere Richtungen einschlagend.

Da wäre beispielsweise das mystische „Atlanta“, das mit seinen melancholischen Bläsern einen nostalgischen Schleier über Zeiten legt, in denen das nächste Abenteuer nur einen Flugzeuglänge entfernt war.

„Without You“, das den Verlust von Harts Vater thematisiert, überzeugt als leichte Fingerpicking-Ballade, bei der er sich einen einfühlsamen Dialog mit traurigen Bläserklängen liefert.

Mit „Ace Of Hearts“ zieht Tim Hart neben dem Titel nicht nur eine weitere Metapher aus dem Bereich des Kartenspielens aus dem Ärmel, sondern besinnt sich auch am ehesten auf seine folkigen Wurzeln.

Obwohl ihm der Wechsel zwischen Zurückhaltung und Eindringlichkeit gelingt, lädt das energische „Oh-oh-oh“ zwar direkt zum Mitsingen ein, hätte jedoch eine Spur weniger Enthusiasmus auch gut vertragen.

Um in seinem Sinne bei den Kartenreferenzen zu bleiben: Mit „Winning Hand“ muss Tim Hart nicht passen, sondern kann getrost „All in“ gehen.

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